5G: Von Barcelona nach Hannover
Die Ankündigungen der Hersteller in den vergangenen Wochen klingen großartig: Schon in wenigen Monaten sollen die ersten Endgeräte für die Nutzung des neuen, superschnellen Mobilfunks 5G auf den Markt kommen. In der eigens eingerichteten 5G Arena der Hannover Messe im April wird sich diese Entwicklung fortsetzen, allerdings mit dem klaren Fokus auf industrielle Anwendungen von 5G.
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Das Thema 5G nimmt jetzt richtig Fahrt auf: Auf mehreren Technologie-Messen in Frühjahr stellten zahlreiche Hardware-Anbieter erste Geräte für die neue Technologie 5G vor oder kündigten diese zumindest an. Fast scheint es so, als würde sich ein Wettlauf zwischen Equipment-Anbietern und Providern entspannen, der dazu beiträgt, dass 5G schneller verfügbar sein wird als von Experten erwartet.
So will der Schweizer Anbieter Sunrise bereits Mitte März mit 5G on Air gehen und Breitband-Versorgung zu Hause (Fixed Wireless Access) anbieten, beworben als „Glasfaser durch die Luft“. Nachdem in Österreich schon erste 5G-Testübertragungen stattfanden und am 7. März die aktuelle 5G-Frequenzauktion abgeschlossen wurde, könnte auch hier schon bald der Live-Betrieb starten.
Und auch in Deutschland wäre ein Start von 5G bereits im zweiten Halbjahr möglich – unabhängig von der anstehenden Auktion. Hier stehen nach dem endgültigen Wechsel von DVB-T auf DVB-T2 ab dem 23. Mai die bereits 2015 vergebenen Frequenzen im 700-MHz-Band zur Verfügung. Die Deutsche Telekom hat die baldige Nutzung des Frequenzbereichs für 5G und LTE bereits beantragt und Claudia Nemat, Vorstand Technologie und Innovation, kündigte noch für 2019 die ersten kommerziellen 5G-Anwendungen an.
Consumer-Bereich als Treiber: Smartphones für 5G
Im Februar standen auf dem Mobile World Congress in Barcelona naturgemäß Smartphones für den neuen Mobilfunkstandard 5G im Fokus des Besucherinteresses. Die Palette reicht vom Flagship- bis zum günstigen Einsteiger-Modell, zum Teil waren es auch nur Prototypen und Technik-Demonstrationen, die in Barcelona gezeigt wurden.
Eine kurze Übersicht über die Highlights und erste Erkenntnisse: Preislich absolut an der Spitze zeigt sich das Huawei Mate X mit Falt-Display. Mit dem Samsung Galaxy Fold 5G haben die Koreaner ebenfalls einen Vertreter für Falt-Displays am Start. Daneben hat Samsung das Galaxy S10 5G angekündigt, eine Weiterentwicklung des bisherigen LTE-Modells.
Hier zeigt sich das Problem der frühen 5G-Modelle: Es gibt noch keine integrierten 5G-SoCs, so dass ein zusätzlicher Modemchip wie der Snapdragon X50 verbaut werden muss. Auch die Antennenmodule sind noch nicht optimiert und brauchen zusätzlichen Platz. Zudem sind größere Akkus vonnöten. So sind beim S10 5G nicht nur die Außenmaße größer – auch der SD-Kartenslot musste entfallen. Auch dieses Modell soll im kommenden Quartal erscheinen.
Die Industrie mischt früher als sonst mit
Neben den Smartphones konnte man in Barcelona bereits zahlreiche Nicht-Consumer-Anwendungen und Konzeptstudien rund um 5G erleben. Für die Industrie besonders interessant sind sogenannte Campus-Netze, also eine eigene Versorgung des Firmengeländes, unabhängig vom Mobilfunknetz der großen Provider. Die positionieren sich als Service-Anbieter für solche Anwendungen, und die Deutsche Telekom konnte mit Osram bereits einen ersten Pilotkunden vorweisen. Der Produktionsstandort Schwabmünchen, südlich von Augsburg, wird derzeit noch mit LTE betrieben und soll demnächst auf 5G umgestellt werden.
Insbesondere das Network-Slicing, das mit 5G möglich wird, steht im Fokus des Testbetriebs, der neben der Vernetzung von Sensoren und Produktionsanlagen auch die Steuerung autonomer Transportroboter umfasst.
Augmented und Virtual Reality werden profitieren
Anwendungen, die über die reine Datenübertragung hinausgehen, sehen die 5G-Pioniere zudem in der Verknüpfung von Mobilfunk mit Edge Computing, also Rechnerkapazitäten in Rechenzentren – oder sogar direkt in der Basisstation der Mobilfunkzelle. Anwendungen für Augmented und Virtual Reality, Künstliche Intelligenz und Spielegrafiken könnten dann von leistungsfähigen Rechnern übernommen werden, lediglich die Ergebnisse werden – dank geringer Latenz von 5G – fast verzögerungsfrei an den Anwender übermittelt.
Mit dem HTC 5G Hub gab es auf dem MWC dazu bereits die erste Hardware-Demonstration zu sehen. Ein schneller Grafikrechner, der an der 5G-Basisstation platziert werden kann, lieferte via Hub die Daten für eine VR-Anwendung auf ein Vive-Focus-Plus-Headset. Für aufwändige Spiele reicht die integrierte Grafik des Headsets nicht aus. Nach dem gleichen Prinzip könnten auch AR- und VR-Anwendungen in der Telemedizin oder in der Industrie, beispielsweise bei komplexen Reparaturen oder in der Fernwartung, realisiert werden.
Ebenfalls industrienah zeigte sich ZTE mit seiner 5G-Demo. Hier konnte man die Koordination von mehreren Robotern im Produktionsprozess per Edge-Computing erleben, ebenso die Mensch-Maschine-Kollaboration – wenn auch in Form einer Tanzeinlage, die in Fabrikhallen wohl eher selten vorkommt. Ebenso ist eine direkte Fernsteuerung von Robotern per Operator in 5G dank der geringen Latenz von 1 ms oder weniger praktisch ohne Verzögerung möglich. Dies dürfte vor allem Anwender in der Medizin zu neuen Anwendungen inspirieren.
Die Kooperationspartner Continental und Vodafone demonstrierten, wie sich 5G mit künstlicher Intelligenz nutzbringend verbinden lässt. Über die Auswertung der Fahrzeug-Kameradaten sowie von Bewegungsdaten aus dem V2X-Modul vernetzter Autos oder von Smartphones, die per C-V2X angebunden sind, kann eine Künstliche Intelligenz die Bewegungen anderer Fahrzeuge oder auch von Passanten prognostizieren. Der Rechner, der die KI beherbergt, ist per Mobile-Edge-Computing angebunden. In Echtzeit warnt das System den Fahrer vor drohenden Gefahren und trägt so dazu bei, schwere Unfälle zu verhindern.
Fazit
Während sich die Technologie-Community in Barcelona oder auch in Las Vegas eher auf den Consumer-Bereich konzentriert hat, wird die HANNOVER MESSE zeigen, wie die Industrie das Thema für sich interpretieren wird. Denn Experten sind sich sicher, dass 5G in der Produktion seine Vorteile noch viel stärker wird ausspielen können als bei der Nutzung von Smartphones. Datentransfern in Echtzeit, hohe Verfügbarkeiten und niedriger Energieverbrauch machen Anwendungen möglich, die bislang höchstens in Simulationen funktionierten. Das superschnelle 5G wird das Internet der Dinge endgültig mobil machen. Es wird eine neue Welle der Innovation in der Industrie erwartet. Der beste Platz für einen Überblick ist vom 1. April bis zum 5. April die 5G Arena in der Halle 16 der HANNOVER MESSE. Hier erfahren die Besucher alles über die neueste Technik, erleben live echte Erstinstallationen und können mit Experten über Geschäftsmodelle diskutieren.
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