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E-Fuels, also synthetische Kraftstoffe, die mittels Strom aus Wasser und Kohlenstoffdioxid hergestellt werden, sind eine konkrete Option, wenn es um die klimaneutrale Zukunft unserer Mobilität geht. Insbesondere Verfechter des klassischen Verbrennungsmotors sehen in den E-Fuels die Lösung zum Erhalt der bewährten und vielfach auch liebgewonnenen Technik. Die Klimaschutzwirkung dieser synthetischen Kraftstoffe hängt jedoch stark vom Strommix ab, der für die Herstellung verwendet wird. Wird der Strom zur Erzeugung der E-Fuels vollständig aus erneuerbaren oder anderen CO2-neutralen Quellen gespeist und das zur Herstellung notwendige CO2 aus der Atmosphäre beziehungsweise aus nachhaltig gewonnener Biomasse entnommen, können Verbrennungsmotoren mithilfe von E-Fuels tatsächlich klimaneutral betrieben werden. In diesem Zusammenhang soll laut Aussage der beteiligten Unternehmen der vor kurzem erfolgte Produktionsstart der Pilotanlage „Haru Oni“ einen Meilenstein für die Dekarbonisierung des Verkehrssektors markieren.

Startschuss noch im alten Jahr

Am 20.12.2022 hat unweit der südchilenischen Stadt Punta Arenas die weltweit erste voll integrierte Anlage zur Herstellung von zertifizierten e-Benzin (entsprechend den Anforderungen an nachhaltige Kraftstoffe gemäß der EU-Vorgaben) ihren Betrieb aufgenommen. In dem „Haru Oni“ genannten Projekt entsteht aus Windkraft, Wasser und CO2 zunächst e-Methanol und schließlich strombasiertes, CO2-neutrales Benzin. Konzipiert wurde die Pilotanlage von einem Konsortium bestehend aus Siemens Energy, HIF Global, Porsche und weiteren Partnern. Der Erlanger Ableger der Siemens AG ist zudem für die Systemintegration über die gesamte Wertschöpfungskette verantwortlich.

„Das Projekt Haru Oni soll zeigen, dass E-Fuels in großen Mengen und zu wettbewerbsfähigen Preisen auf den Markt gebracht werden können. Es legt den Grundstein dafür, grüne Energie in Bereiche zu bringen, die noch stark von fossilen Brennstoffen abhängig sind. Dies ist der Schlüssel zur Erreichung der Klimaziele des Verkehrssektors. Die in diesem Projekt gewonnenen Erkenntnisse werden auch dazu beitragen, klimafreundliche Lösungen für viele andere Anwendungen zu entwickeln“, so Anne-Laure de Chammard, zuständiges Mitglied im Vorstand von Siemens Energy.

Feinabstimmung und Erweiterungen

Die Herausforderung bei dem Projekt liegt derzeit darin, dass die bislang nur individuell erprobten Prozessschritte zur Herstellung synthetischer Kraftstoffe erstmals in einer Erzeugungskette so verbunden und aufeinander abgestimmt werden müssen, dass die Produktion möglichst effizient und störungsfrei ablaufen kann. Dieser Prozess ist die Voraussetzung für das Hochfahren der E-Fuel-Herstellung im industriellen Maßstab. So ist für das laufende Jahr erst einmal die Produktion von 130.000 Liter des synthetischen Kraftstoffs geplant. Nach Ablauf der Pilotphase soll das Projekt dann erweitert werden, so dass bis zur Mitte des Jahrzehnts eine Produktionskapazität auf voraussichtlich 55 Millionen Liter pro Jahr erreicht werden kann. Weitere zwei Jahre später soll sie bereits bei 550 Millionen Litern pro Jahr liegen.

Eine steife Brise

Warum aber passiert das alles in der Abgeschiedenheit Patagoniens? Weil die Voraussetzungen wohl nahezu perfekt erscheinen. Das Projekt erschließt das enorme Potenzial an erneuerbaren Energien der strukturschwachen Region für die Wasserstoffwirtschaft und damit für die Energiewende weltweit. Bis zu 6.000 Volllaststunden – das sind rund dreimal so viele wie in Europa – können in der windreichen Region für die Gewinnung von grünem Strom genutzt werden, der anschließend im Power-to-X-Verfahren in flüssige, transportable Energieträger überführt wird. Die Pionierarbeit, die in „Haru Oni“ geleistet wird, soll auch Vorbild sein für vergleichbare Regionen weltweit. Unterstützung gibt es dafür vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz: „Haru Oni“ war 2020 das erste Wasserstoff-Vorhaben, das im Rahmen der Nationalen Wasserstoffstrategie gefördert wurde.

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