Ausgezeichnet: mobile „Steckdose“ für Schiffe
Mit dem igus Mobile Shore Power Outlet (iMSPO) entwickelten die Kölner Kunststoffspezialisten das weltweit erste, verfahrbare Landstrom-Anschlusssystem. Jetzt wurden sie dafür im Rahmen der Electric & Hybrid Marine Expo Europe 2024 in Amsterdam mit dem EHM Award für die „Hafeninnovation des Jahres“ ausgezeichnet.
8. Nov. 2024Teilen
Bis 2030 sollen die Netto-Treibhausgasemissionen um mindestens 55 Prozent sinken. So lautet zumindest das „Fit für 55“-Ziel der Europäischen Union. Folglich steigt auch der Druck für europäische Hafenbetreiber, auf umweltfreundlichere Technologien wie Landstrom umzusteigen. Denn die anlegenden Schiffe erzeugen den Strom, den sie während der Liegezeit im Hafen benötigen, normalerweise über Dieselaggregate, wodurch sie beträchtliche CO2-Emissionen ausstoßen. Um genau das zu vermeiden, sollen Frachtschiffe künftig Landstrom nutzen. Die Herausforderung dabei ist nicht nur die Versorgung mit Strom an sich, sondern die Tatsache, dass Schiffe unterschiedlicher Größen und Konfigurationen an wechselnden Positionen entlang der Hafenterminals anlegen und sich der Anschlussbereich somit ständig verändert. Zudem sind die schweren Kabel kaum durch Muskelkraft zu bewegen. Für genau dieses Problem hat der Kunststoffspezialist igus aus Köln das igus Mobile Shore Power Outlet (iMSPO) entwickelt: Die weltweit erste verfahrbare „Steckdose“, mit der sich Schiffe an einer beliebigen Stelle entlang des Liegeplatzes anschließen lassen. Ein iMSPO System kann einen kompletten Liegeplatz von 400 Metern oder mehr Länge abdecken. So kommt der Landstrom künftig zum Schiff und nicht mehr das Schiff zum Landstrom. Hafenbetreiber erhalten damit volle Flexibilität und reduzieren gleichzeitig Bedien-, Installations- und Wartungskosten.
Vollständige betriebliche Flexibilität
„Das Anschlusssystem stellt für das Terminal eine große Herausforderung dar“, erklärt Martin Tiling, Head of Shore Power bei igus. Denn die Liegeplätze sind meist hochfrequentiert, da die Umschlagkapazität das entscheidende Kriterium für die Profitabilität eines Terminals ist. Die richtige Liegeposition des Schiffes für einen optimalen Ladeprozess ist somit entscheidend. Täglich erfolgt eine flexible Planung der wechselnden Schiffe für eine effiziente Be- und Entladung. „Stationäre Landanschlüsse am Kai schränken den Anschlussbereich ein, da sich das Kabelzuführungssystem an Bord an wechselnden Positionen befindet und die Auszugslänge limitiert ist“, so Tiling. „Mit unserem iMSPO haben wir eine Lösung entwickelt, die direkt an die Kaikante montiert werden kann und keine Einschränkungen des Terminals hervorruft. Rettungs-, Fluchtwege und Arbeitsbereiche bleiben frei und die Krananlagen können uneingeschränkt verfahren. Wir bringen den Landanschluss zum Schiff, ohne operative Zugeständnisse machen zu müssen”.
Schiffskabel einfach, schnell und sicher anschließen
Das iMSPO System besteht aus Schienenelementen, in die ein verfahrbarer Wagen mit einer Steckdosenbox installiert ist. Ein igus Energiekettensystem sorgt für die sichere und zuverlässige Führung der Leitungen. Die verwendete Rollen-e-kette ermöglicht lange Verfahrwege mit schweren Leitungspaketen. Und so funktioniert es: Sobald das Schiff am Kai festgemacht ist, wird das iMSPO zum Anschlusspunkt verfahren. Dann beginnt der Anschlussprozess: Die Steckdosenbox wird abgesenkt und die Schutzabdeckung schwenkt auf. Die Schiffkabel lassen sich direkt und einfach an die Steckdosen anschließen. Anschließend wird die Schutzabdeckung der Steckdosenbox geschlossen und verriegelt, damit der Zugang während des Betriebs verhindert und eine sichere Stromversorgung gewährleistet wird. Dann fährt die Steckdosenbox wieder hoch, um den Liegeplatz während der Stromversorgung nicht zu behindern. Alle Vorgänge lassen sich dabei über ein Bedienelement steuern. Dank des internationalen Standards IEC80005-1 ist sichergestellt, dass die unterschiedlichen Schiffstypen in den verschiedenen Häfen dieser Welt sicher mit Landstrom versorgt werden können. Diese innovative Lösung für die Elektrifizierung von Häfen würdigte auch die Jury der Electric & Hybrid Marine Awards, bestehend aus internationalen Journalisten, Beratern und Branchenexperten, und zeichnete das iMSPO System als Hafeninnovation des Jahres 2024 aus. Denn Hafenbetreiber, so die Jury, erhalten mit einer einmaligen Investition in das iMSPO System eine flexible und kosteneffiziente Lösung, die sich über Jahrzehnte bewährt, sodass sie bestens gerüstet sind für eine grüne Zukunft der Häfen.
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