Blasmusik und KI basierte Simulation
„Es ist einfach ganz anders hier“, fasst ein Teilnehmer von AI in the Alps das Event in Zug am Arlberg nach zwei Tagen und einer gemeinsamen Wanderung treffend zusammen. Die Eventreihe, bei der die HANNOVER MESSE Partner ist, versammelt immer im Juli rund 30 Industrie-Entscheider in den Alpen, um ungezwungen über KI-Problemstellungen zu diskutieren.
9. Juli 2024Teilen
Die Teilnahme erfolgt nur auf Einladung und die Gäste bringen konkrete Fragestellungen aus ihrem Arbeitsalltag in die Workshops mit ein. Dieses Jahr diskutierten Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmen wie Schaeffler, Bosch, Arburg, Mann+Hummel, KEBA , Dürr, Jost, KSB, Unchained Robotics, Hawe Hydraulik, Lenze, Leuze und viele mehr ihre Themen.
PowerPoint-Folien sind tabu, es wird an Flipcharts und auf Papier gescribbelt und diskutiert, Ideen werden entwickelt und verworfen. Gemeinsam bearbeiten die Kleingruppen dann mit Hilfe von KI-Forschungs-Koryphäen ihre Themen. Drei Arbeitsrunden mit jeweils 90 Minuten standen dieses Jahr auf dem Programm und die HANNOVER MESSE durfte lauschen, was die Industrie umtreibt.
Prof. Dr. Johannes Brandstetter gilt als einer der Hoffnungsträger in der industriellen Grundlagenforschung. Brandstetter studierte in Wien, ging ans CERN, dann zu Microsoft Research, lehrt jetzt an der JKU Linz und treibt beim österreichischen Unternehmen NXAI den Bereich AI based Simulation voran. „Wir generalisieren. Wir zeigen dem Netz viele Simulationen – nicht nur beispielsweise die Schmelzsimulation, sondern nutzen andere Simulationen aus anderen Domänen. Zum Glück ist die Natur durch ein paar Terme wie beispielsweise Konvektion und Diffusion beschreibbar, die sich immer und immer wieder in verschiedensten Domänen abwechseln. Damit steigt die Qualität über verschiedene Domänen hinweg“, erklärte Brandstetter.
Der Hintergrund: Jeden Tag werden Tausende und Abertausende von Rechenstunden für die Modellierung von Turbulenzen, die Simulation von Flüssigkeits- oder Luftströmungen, die Wärmeübertragung in Materialien, Verkehrsströme und vieles mehr aufgewendet. Viele dieser Prozesse folgen ähnlichen Grundmustern, benötigen jedoch unterschiedliche und spezialisierte Software, um sie zu simulieren. Noch schlimmer ist, dass für verschiedene Parametereinstellungen die kostspieligen Simulationen in voller Länge von Grund auf neu durchgeführt werden müssen. „Deep-Learning-Techniken sind bereit, Modelle zu entwickeln, die Simulationen in Sekunden statt in Tagen oder gar Wochen durchführen. Die Hardware ist in der Lage, hochauflösende Eingaben im Industriemaßstab zu verarbeiten, zum Beispiel 3D-Netze oder Bilder, und schafft somit die Voraussetzungen für das Training von Deep-Learning-Modellen in großem Maßstab“, ergänzt Brandstetter.
In der zweiten Arbeitsgruppe standen Industrial AI Use Cases mit Prof. Dr. Marco Huber vom Fraunhofer IPA im Mittelpunkt. Huber und sein Team gehören zu den renommiertesten Instituten in Europa, wenn es um die Anwendung von KI-Technologien in der Produktion geht. Das Team aus Stuttgart begleitet zahlreiche Industrieunternehmen bei ihren KI-Projekten. Huber diskutierte mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, wie Unternehmen skalieren können, über Deployment-Strategien auf dem Shopfloor, über Foundation-Modelle, aber auch über neue Anforderungen an die Belegschaft, an das Wissensmanagement im Unternehmen und Europas Assets im KI-Wettbewerb.
Europa war auch das Stichwort in der dritten Runde. Thomas Doms und Dr. Bernhard Nessler von Trustifai erarbeiteten mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmer Zertifizierungsstrategien für KI bzw. Produkte. Die beiden Experten informierten über rechtliche Rahmenbedingungen, wie den AI Act oder der Cyber-Resilience-Act. Darüber hinaus präsentierten beide Frameworks und Templates für eine Zertifizierungsstrategie im Unternehmen. Und ein Teilnehmer konnte in Zug am Arlberg seine Zertifizierungsfragen abschließend klären lassen.
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