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Plötzlich steht da nicht mehr der Kollege neben mir, sondern ein Roboter. Wie fühlt sich das an? Und was ist die größte Umgewöhnung für den Menschen, wenn der Cobot in die Fertigungshalle einzieht?

Ein Cobot in der Fertigungshalle wirft sicherlich bei vielen Kollegen im ersten Moment Fragen auf. Zum Beispiel auch die, ob der eigene Arbeitsplatz in Gefahr ist. Immer wieder stoßen wir auf diese Sorgen. Insbesondere bei Unternehmen und Mitarbeitern, die bisher noch wenig Kontakt mit der Automatisierungstechnik hatten.

Und sind die Sorgen berechtigt?

In der Regel sind Sorgen schnell vergessen, wenn man mit Cobots arbeitet. Schnell wird klar, dass es sich nicht um ein komplexes System handelt, das man selbst nicht kontrollieren kann, sondern um ein flexibles Powertool – ein unterstützendes Werkzeug, kein Konkurrent. In einem dynamischen Produktionsumfeld zeigt man dem Cobot, was seine angedachte Aufgabe ist, um ihn im nächsten Schritt eigenständig diese Arbeit verrichten zu lassen – so profitiert man voneinander.

Worin ist der Cobot dem Menschen überlegen?

In der kollaborativen Robotik geht um das Zusammenspiel von Mensch und Maschine und darum, die individuellen Vorteile zu kombinieren und auszuschöpfen. Rein technisch zeichnet den Cobot seine Konstanz aus. Er kann über Stunden, Tage, Wochen und Monate dieselbe repetitive Tätigkeit in hoher Qualität und Geschwindigkeit ausführen. Ergonomie und Pausen spielen keine Rolle. Dank immer mehr menschenähnlicher Sinne und Intelligenz lassen sich auch flexible Prozesse immer einfacher automatisieren. Einen Lehrer braucht es allerdings weiterhin: den Menschen.

In welchen Bereichen macht der Einsatz von Cobots Sinn?

Die wenigsten Applikationen in der Industrie erfordern eine echte Kollaboration. Echte Mensch-Maschine-Interaktion ist die Ausnahme. Beim Cobot ist die sichere Zusammenarbeit die Basisfunktionalität, darüber hinaus kann der Cobot für unterschiedlichste Tätigkeiten eingesetzt werden. Maschinenbeladung, Montage, Verpacken, Qualitätskontrolle, Schrauben oder Kleben zum Beispiel. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt – künftig auch außerhalb des industriellen Umfelds.

Rechnet sich ein Cobot auch in wirtschaftlicher Hinsicht?

Genau das ist ja sein wesentlicher Vorteil. Trotz veränderlicher Prozesse rechnet sich ein Cobot in fast allen Fällen und in fast allen Branchen. Es muss kein kontinuierlicher Prozess identifiziert werden, der sich die nächsten fünf Jahre nicht verändert. Bei diesen Prozessen sind vielleicht sogar klassische Industrieroboter die bessere Wahl. Der Mehrwehrt der Cobots liegt ganz klar in der Flexibilität. Selbst tageweise kann das System wirtschaftlich an unterschiedlichen Anlagen betrieben werden und unterschiedliche Prozessschritte automatisieren.

Braucht es dafür jedes Mal eine neue Einführung? Die Anwender sind ja keine Robotik-Experten.

Aufgrund der Interaktionsmöglichkeiten und den damit einhergehenden Bedienkonzepten ist man auch ohne Erfahrung und Expertenwissen in der Lage, die Systeme an neue Herausforderungen blitzschnell anzupassen. Ist dies einmal getan, kann der Cobot seine Arbeit selbstständig verrichten – natürlich auch schnell und taktzeitoptimal, sodass ein ROI von 6 bis 12 Monaten keine Seltenheit, sondern die Regel ist.

Was ist der Normalfall aus Ihrer Erfahrung: Ersetzt ein Cobot einen bisherigen Arbeitsschritt oder ändert sich mit seinem Einsatz oft der gesamte Prozess?

Aktuell ersetzt der Cobot primär vorhandene Arbeitsschritte. Genau diese Möglichkeit zeichnet die kollaborative Robotik aus. Wenn dann langfristig auf Anwenderseite das Bewusstsein für die Möglichkeiten kollaborativer Robotik wächst, werden sicherlich auch Prozessschritte neu geplant. So wie man heute bei einem Handarbeitsplatz auf Ergonomie achtet, so wird man in Zukunft auch das ‚Wohl der Maschine‘ im Hinterkopf haben.

Wo sehen Sie auch in Zukunft kein Potenzial für Cobots?

Wenn es um hochdynamische Prozesse ohne jegliche Variantenvielfalt geht, sehe ich nur sehr wenig Potenzial für Cobots. Rein technisch sind derartige Applikationen natürlich mit Cobots möglich. Wirtschaftlich betrachtet sind alternative Lösungen allerdings besser geeignet.

Was ist mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Machine Learning? In welcher Hinsicht ist der Kollege Cobot auch ein lernender Kollege?

Künstliche Intelligenz spielt eine immer größere Rolle. Durch zahlreiche Sensoren – wie gelenkinterne Drehmomentsensoren und eine integrierte Kamera – ist unser System in der Lage zu fühlen und zu sehen. Das Gefühlte und das Gesehene werden in einem sogenannten Neural Processing Unit verarbeitet und interpretiert – das System versteht und lernt also kontinuierlich, wie es auch ein Mensch tut. Prozessschritte können eigenständig kontrolliert und kontinuierlich verbessert werden.

Zur HANNOVER MESSE werden Sie Neuigkeiten präsentieren. Womit dürfen wir rechnen?

An den dynamischen Fortschritt und die Begeisterung der letzten Jahre werden wir auch diesmal wieder anknüpfen. Neben fast schon klassischen Themen, wie Sicherheit und Konnektivität, demonstrieren wir die Möglichkeiten von Vision-Intelligenz und maschinellem Lernen – sicherlich beeindruckend, was mit unserem System schon heute möglich ist und welchen echten Mehrwehrt es auf Anwenderseite mit sich bringt. Natürlich dürfen die Besucher auch wie gewohnt selbst Hand anlegen, um sich vom Mehrwert sowie der Einfachheit und Flexibilität zu überzeugen.