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Weltweit steigt laut dem Gesamtbarometerwert des MHP Industrie 4.0 Barometers der Digitalisierungsgrad der Industrie, allerdings nicht mehr so schnell wie früher. China und die USA bauen ihren Vorsprung gegenüber der DACH-Region weiter aus. Und gerade im deutschsprachigen Raum hemmen Fachkräftemangel und Alt-Systeme den Ausbau einer datengetriebenen Produktion.

Verbreitung und Reifegrad von Industrie-4.0-Technologien

Das sind zentrale Ergebnisse des Industrie 4.0 Barometers, das die Management- und IT-Beratung MHP gemeinsam mit der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) erstellt hat. Befragt wurden 823 Personen aus Industrieunternehmen in China, in den USA, in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie im Vereinigten Königreich. Die Studie erfasst die Verbreitung und den Reifegrad von Industrie-4.0-Technologien, macht den Status quo zwischen den Ländern vergleichbar und die Entwicklungstrends seit 2018 sichtbar. Konkrete Handlungsempfehlungen und Erfolgsbeispiele aus Anwenderunternehmen sowie Interviews runden die Studie für Entscheider ab.

Anschluss halten im internationalen Wettbewerb

Markus Wambach, Group COO bei MHP: „Seit sieben Jahren bringen wir mit der LMU München schon das Barometer heraus, das zunächst den deutschlandweiten Industrie-4.0-Benchmark abbildete und seit 2021 den Reifegrad international misst und vergleicht. Das Barometer ist für die Unternehmen einerseits ein Spiegel, der die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen aufzeigt. Zum anderen können sie daraus entnehmen, was sie tun müssen, um den Anschluss im internationalen Wettbewerb nicht zu verlieren. Besonders deutlich wird das beim digitalen Zwilling: Während in der DACH-Region noch 30 Prozent der Unternehmen vollständig auf digitale Abbilder verzichten, sind es in China nur 5 Prozent. Auch in anderen Bereichen wie Automatisierung und Datenanalyse zeigt sich ein erheblicher Rückstand. Gerade bei der allgemeinen Datenstrategie und der Datenqualität hinkt die DACH-Region hinterher – ein klarer Wettbewerbsnachteil. Unternehmen, die hier nicht aufholen, laufen Gefahr, im internationalen Vergleich abgehängt zu werden.“

Die technologische Entwicklung verlangsamt sich weltweit

Zum Status quo von Industrie 4.0 zeigt das aktuelle Barometer einen Gesamtwert von 64 Prozent an. Zuletzt waren es 60 Prozent über alle untersuchten Themenbereiche hinweg, dazu gehören Technologie, IT-Integration und Hemmnisse. Gegenüber den Vorjahren ist der Wert zwar deutlich gestiegen, aber langsamer als noch in den Vorjahren: Zwischen 2023 und 2024 gab es beispielsweise einen Sprung von 50 auf 60 Prozent. Heißt: Auch international geht die Entwicklung von Technologien langsamer voran als noch zuvor.

Schwerpunktthema datengetriebene Produktion

Obwohl in den vergangenen Jahren in fast allen Bereichen der Industrie 4.0 beachtliche Fortschritte erzielt wurden, zeigen die diesjährigen Ergebnisse, dass die Datenanalysefähigkeiten im Vergleich langsamer steigern. Diesen Fakt greift das diesjährige Fokusthema datengetriebene Produktion (Data-Driven Production) auf und stellt die Frage, wie Unternehmen ihre Datenbestände entlang der Wertschöpfungskette effektiv nutzen können, um ihre Produktion zu optimieren.

Motivation zu verstärkter datengetriebener Produktion ist vorhanden

International zeigt sich, dass die Mehrheit der Befragten einen datenbezogenen Wettbewerbsvorteil als klaren Vorteil wahrnimmt: 80 Prozent sehen tiefe Einblicke in die Kernprozesse als einen zentralen Mehrwert, 76 Prozent die Möglichkeit, Entscheidungen schneller und zuverlässiger zu treffen, 74 Prozent die gesteigerte Reaktionsfähigkeit am Markt. Die Motivation zu verstärkter datengetriebener Produktion ist also vorhanden.

Daten als strategisches Asset

Zwar verfügen viele DACH-Unternehmen über Daten, nutzen diese jedoch nicht ausreichend, um datenbasierte Entscheidungen zu treffen oder Innovationen voranzutreiben. Unter anderem fehlt eine ganzheitliche Datenstrategie, die auf Zukunftstechnologien abzielt (KI, digitale Zwillinge). US-amerikanische und chinesische Unternehmen sind hier fortschrittlicher: 91 Prozent der US-Unternehmen behandeln Daten als strategisches Asset, gegenüber 78 Prozent in China und 64 Prozent in der DACH-Region. „Viele hiesige Unternehmen sind weder technisch noch personell oder organisatorisch in der digitalen Welt angekommen. Wichtige Aufgaben wie die Auflösung von Datensilos, Ablösung von Altsystemen oder der Aufbau einer skalierbaren Dateninfrastruktur werden auf die lange Bank geschoben, anstatt sie entschlossen anzugehen“, erklärt Dr. Johann Kranz, Professor für Wirtschaftsinformatik an der LMU München. „Leider wurden die wirtschaftlich guten Voraussetzungen im letzten Jahrzehnt nicht für langfristige Investitionen in effizientere Produktionsprozesse genutzt. In der aktuellen Lage wird bei allem nicht überlebenswichtigen erstmal der Rotstift angesetzt.“

Unterschiede beim Reifegrad der Datenanalysefähigkeiten

Deutliche regionale Unterschiede gibt es auch beim Reifegrad der Datenanalysefähigkeiten. Insbesondere die DACH-Region weist einen signifikanten Rückstand auf. Während in den USA 78 Prozent der Befragten ihre Kompetenzen als überlegen gegenüber der Konkurrenz bewerten, trifft das in der DACH-Region nur auf 61 Prozent zu. „Die Studienergebnisse zeigen, dass viele Unternehmen, besonders in der DACH-Region, ihre digitale Transformation beschleunigen und priorisieren müssen. Der internationale Vergleich zeigt, wie stark die USA und China voranschreiten und ihre Industrie-4.0-Führungspositionen festigen“, sagt Dr. Christina Reich, Professorin an der FOM Hochschule für Ökonomie & Management sowie Manager bei MHP. Während diese Länder von innovationsfördernden Regulierungen und gezielten Investitionen profitieren, kämpfen Unternehmen in der DACH-Region und das Vereinigte Königreich weiterhin mit strukturellen Hemmnissen. Veraltete IT-Infrastrukturen, ein Mangel an Fachkräften und eine oft unzureichende Priorisierung durch das Management stellen dabei die größten Hindernisse dar. Besonders im Automobilsektor und in kleineren Unternehmen wird dies sichtbar.

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