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Die Frage begegnet ihm immer wieder ‒ nicht nur von Schülern. „Sogar junge Menschen sehen immer noch eine Diskrepanz zwischen Ökologie und Ökonomie.“ Hetzer löst den vermeintlichen Konflikt. Sein Unternehmen elobau aus Leutkirch produziert im Allgäu CO2-neutral Sicherheitsschalter, Füllstandmessung, Sensoren und Bedienelemente.

Wer verschmutzt, muss zahlen

Dabei war Hetzer nie ein Umweltaktivist. „Klar, wir haben immer irgendwie auf den Verbrauch geschaut, aber nie konsequent gehandelt“, erinnert er sich zurück. Bis zum Jahr 2009. Vor zehn Jahren diskutierte die Welt die Klimaberichte. „Wir erlebten die ersten Auswirkungen des Klimawandels und ich war damals und bin heute immer noch überzeugt, dass ein Unternehmen einen großen Hebel hat, um die Umwelt zu schützen.“ elobau machte sich auf den Weg. Erstmals kamen Berater in das Unternehmen ‒ keine Strategieberatung, sondern Ingenieure. Sie analysierten die Prozesse, den Energieverbrauch und die Strom- und Wärmeproduktion ‒ eine technische Perspektive. „Wir investierten in zwei Mikrogasturbinen, stellten auf Biogas um und kauften eine Gastherme für die Spitzenlast“, erklärt Hetzer. Doch der Unternehmer wollte mehr. „Für alles, was wir technisch nicht an CO2 einsparen können, haben wir Zertifikate nach Goldstandard gekauft.“ Die erste Klimabilanz entstand. Und heute? „Wir bilanzieren nach der Gemeinwohlökonomie. Dahinter steht die Idee, dass die Unternehmen, die sich nicht um Klimaschutz kümmern, auch mehr Steuern zahlen sollten. In der Zwischenzeit erstellen wir unsere Klimabilanz selbst mit eigener Software und haben uns an eine Datenbank angeschlossen.“ Die Gemeinwohlbilanz ist ein strenger Nachhaltigkeitsbericht, der von Auditoren jährlich geprüft wird, und nicht nur Umweltstandards hinterfragt. Für Hetzer ist das kein Problem. Im Gegenteil: Der Unternehmer versteht nicht, warum die Allgemeinheit für die Verschmutzung durch die Industrie bezahlen soll. „Ich kann nicht nur die Gewinne mitnehmen und die Umwelt zerstört und ausgebeutet hinterlassen. Das funktioniert nicht.“

Wettbewerbsfaktor Nachhaltigkeit

Wie sieht das in der Praxis aus ‒ neben Ökostrom, E-Auto, Biogas und Abfallmanagement? Jede Dienstreise gleicht die Firma aus ‒ Auto, Flug, Schiff und Bahn. „Wir müssen auch mal unsere Kolleginnen und Kollegen in den USA besuchen. elobau unterstützt schon lange in Costa Rica ein Grundstück, auf dem Bauern neue Bäume pflanzen. Seitdem dieses Projekt die Goldzertifizierung geschafft hat, kaufen wir auch von dort unsere Klimazertifikate ein. Sie ernten vor Ort Ingwer, Kaffee oder Kakao.“ Das Engagement bedeutet ein Mehraufwand in der Buchhaltung und verursacht zusätzliche Kosten. „Trotzdem erwirtschaften wir einen Gewinn, uns geht es sehr gut, und wir wachsen und suchen viele neue Mitarbeiter“, unterstreicht Hetzer. Der Allgäuer ist davon überzeugt, dass sich in naher Zukunft Unternehmen beim Recruiting noch schwerer tun, wenn sie sich nicht für den Umweltschutz engagieren. „Einige unserer Mitarbeiter waren am Anfang auch skeptisch, aber heute kommen viele mit dem Fahrrad und sind stolz, dass wir so erfolgreich sind ‒ ökologisch und ökonomisch.“ Über 950 Mitarbeiter beschäftigt elobau weltweit.

Und die Kunden? „Finden das Engagement gut, aber höhere Preise können wir nicht durchsetzen.“ Trotzdem: Mit Kunden, die ähnlich denken wie elobau, entstehen engere Geschäftsbeziehungen. Sorgen bereiten den Einkäufern bei elobau manchmal die Lieferanten. „Vor zehn Jahren war es sehr schwierig herauszubekommen, wie viel CO2 pro Quadratmeter Leiterplatte anfällt. Mittlerweile gibt es aber Datenbanken, aus denen wir die Werte entnehmen können“, berichtet Hetzer. elobau prüft seine Zulieferer. „Von manchen mussten wir uns auch trennen“, erklärt der Geschäftsführer. Er wünscht sich mehr Transparenz bei seinen Partnern und vermisst in deutschen Unternehmen eine Aufbruchsstimmung für mehr Klimaschutz.

„CO2-neutral zu werden, ist auch betriebswirtschaftlich rechenbar.

Allerdings nicht mit einem ROI von zwölf Monaten. Das muss jedem klar sein, aber gerade Familienunternehmen müssten doch weiter in die Zukunft planen“, wundert sich Hetzer. Für ihn und seine Mitarbeiter ist klar: Die CO2-Besteuerung muss anders konzipiert werden. „Aktuell ist es billiger, für die Verschmutzung Strafe zu bezahlen.“