Energieeffizienz: Die Industrie kann viel mehr
Mit der Digitalisierung steigen auch die technologischen Möglichkeiten, Energie zu sparen. Doch viele Unternehmen nutzen ihre Chance noch nicht. Die HANNOVER MESSE zeigt Ihnen neue Potenziale und Produkte.
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Sechs von zehn Unternehmen sind zufrieden mit dem Ergebnis ihrer zuletzt durchgeführten Energieeffizienzmaßnahmen. Das ergab die Wintererhebung des Energieeffizienz-Indexes EEI. Das Institut für Energieeffizienz in der Produktion EEP der Universität Stuttgart erfragt dafür halbjährlich aktuelle und geplante Aktivitäten der deutschen Industrie zur Energieeffizienz. Die aktuelle Informationskampagne des Bundeswirtschaftsministeriums "Deutschland macht's effizient" ist richtig und bleibt weiterhin enorm wichtig", stellt EEP-Leiter Prof. Alexander Sauer fest "Unwissenheit scheint nämlich immer noch ein großes Hemmnis zu sein." Über alle Branchen gerechnet kennen laut Sauer drei Viertel der Befragten den Standby-Verbrauch ihrer Produktionsanlagen nicht. Ein Viertel der Unternehmen kenne so gut wie keine möglichen Maßnahmen zur Effizienzsteigerung, mehr als der Hälfte seien "nicht ausreichend viele" bekannt.
Insgesamt zeigt der EEI, der die Bedeutung, Investition und Produktivität industrieller Energieeffizienzmaßnahmen anzeigt, sinkende Tendenz. "Während die Weltgemeinschaft in Sachen Energie und Klimaziele eine Fülle von Aktivitäten entwickelt, tritt die deutsche Wirtschaft offenbar eher auf die Bremse", so Sauer. "Möglicherweise ein Resultat der aktuellen politischen Turbulenzen um die neuen Regulierungen", vermutet der EEP-Institutschef.
"Die umweltfreundlichste und günstigste Kilowattstunde ist die, die wir gar nicht erst verbrauchen" – mit diesem Leitsatz wirbt die Bundesregierung für ihren Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE). Neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien bildet Energieeffizienz die "zweite Säule" der Energiewende. Ziel der Regierung ist es, den Primärenergieverbrauch bis zum Jahr 2020 gegenüber 2008 um 20 Prozent zu senken und bis 2050 zu halbieren. Die jährlichen Fortschrittsberichte der Regierung zum Monitoring der Energiewende sehen Deutschland auf gutem Weg dorthin. 2015 erreichte der Primärenergieverbrauch den zweitniedrigsten Stand seit 1990, stieg allerdings gegenüber dem Vorjahr leicht an. Die Expertenkommission, die den Bericht jährlich bewertet, urteilt deshalb, "dass im Bereich der Energieeffizienz noch große Anstrengungen nötig sind, um die Ziele zu erreichen.". Die bisherigen Maßnahmen seien nicht ausreichend.
Im Sommer 2016 hat das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) mit dem Grünbuch Energieeffizienz die Debatte über die langfristige strategische Ausrichtung der Energieeffizienzpolitik neu angestoßen und das Motto "Energy Efficiency First" ausgegeben. In einer Studie für das BMWi ermitteln derzeit das Beratungsinstitut adelphi, die dena und weitere Partner, welche Innovationen konkret zur Energieeffizienzsteigerung in der Industrie beitragen können. Untersucht werden sowohl die technischen und wirtschaftlichen Energieeffizienzpotenziale ausgewählter Innovationen als auch die Hemmnisse, die bislang eine Marktdurchdringung verhindert haben.
"Energie- und ressourceneffiziente Verfahren, Prozesse und Anlagen sowie innovative Werkstoffe und Materialien können bereits in naher Zukunft signifikante Effizienzsprünge zulassen", stellt adelphi bereits jetzt fest.
Welche Innovationen das sein könnten, lässt sich auf der HANNOVER MESSE 2017 begutachten. So stellt die Sonderschau " Digital Energy " in Halle 12 intelligente Lösungen zum Energiemanagement in der Industrie vor. Zu den Ausstellern des neuen Formats zählt der Energietechnologie-Anbieter Restore, der sich auf automatisierte Demand-Response-Lösungen (Lastmanagement) spezialisiert hat. Auch IngSoft zeigt in "Digital Energy" Spezialsoftware, insbesondere seine webbasierte Anwendung IngSoft InterWatt. "Erfahrungsgemäß können durch systematisches Energiecontrolling 10 bis 15 Prozent der Energiekosten ohne signifikante Investitionen eingespart werden", stellt die Nürnberger Firma fest. Oft könnten bereits "die richtigen Informationen zur richtigen Zeit" einen erheblichen Beitrag zur Vermeidung unnötigen Energieverbrauchs leisten.
Verschiedene Aussteller der HANNOVER MESSE 2017 haben sich kürzlich im Projekt "360° Energieeffizienz" zusammengeschlossen, darunter Janitza electronics als Hersteller von Energiemessgeräten, Glen Dimplex Deutschland als Kühl- und Wärmetechnik-Spezialist und Kaeser Kompressoren als Druckluft-Systemanbieter. Janitza electronics stellt auf der Industrial Automation neue Systeme für effizienten Stromeinsatz, Energiemessung und Kosteneinsparung vor. Glen Dimplex zeigt sich in Halle 27 auf der Energy mit Hocheffizienz-Wärmepumpen und als Systemanbieter für die Kombination von Heizen, Kühlen und Wärmerückgewinnung. Auch Kaeser Kompressoren stellen ihre individuellen, energieeffizienten Druckluft-Lösungen erstmals in Halle 27 vor: "Wir entwickeln Maschinen mit Zukunft, dabei ist Energieeffizienz das höchste Gebot", so das Unternehmen. Aber auch viele vorhandene Druckluftstationen bergen laut Kaeser ein hohes Potenzial: "30 Prozent Ersparnis und mehr sind möglich."
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