Hellwache Coca-Cola-Robos statt wacklige Wodka-Bots
Vor wenigen Tagen kündigte Agile Robots aus München einen weiteren großen Schritt in Richtung „intelligente Fabrik“ an: Ab Anfang 2026 soll in einem Werk der Coca-Cola-Stadt Fürstenfeldbruck der humanoide Industrieroboter „Agile One“ in Serie produziert werden.
20. Nov. 2025Teilen
Der KI-gesteuerte, menschenähnliche Roboter steht mit beiden Beinen fester im industriellen Leben als beispielsweise der jüngst vor der versammelten Weltpresse verunfallte russische Wettbewerber „Aidol“, den die Internetgemeinde ebenso spontan wie spöttisch VodkaBot taufte.
„Agile One“ ist für den Einsatz in industriellen Umgebungen konzipiert – als flexible Ergänzung zu bestehenden Anlagen und als unmittelbarer Kollege des Menschen auf dem Shopfloor. Basis ist eine KI, die auf Industriedaten trainiert wurde und sowohl Maschinenzustände als auch menschliche Interaktion versteht.
Geschäftsmodell in der Industrie etabliert
Das 2018 aus dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ausgegründete Unternehmen Agile Robots verfolgt das Ziel, die Lücke zwischen KI und realer Produktion zu schließen. Neben dem neuen Humanoiden bietet Agile Robots bereits Roboterarme, hochsensible Hände sowie autonome Transportsysteme an. 2024 erzielte die Firma laut Medienberichten rund 200 Mio. Euro Umsatz und beschäftigt inzwischen mehr als 2.500 Mitarbeitende in Deutschland, China und Indien – ein klares Signal, dass sich das Geschäftsmodell in der Industrie etabliert.
Roboter als Baustein einer durchgängigen Automatisierungslösung
Strategisch positioniert sich Agile Robots als Anbieter eines vernetzten Produktionssystems, in dem Roboter, Transportfahrzeuge und Software kontinuierlich Daten austauschen und voneinander lernen. Der Roboter ist dabei weniger das Produkt, sondern ein Baustein einer durchgängigen Automatisierungslösung – von der Montage über Materialfluss bis zur Qualitätsprüfung. „Der wahre Mehrwert für unsere Industriekunden liegt nicht in einem einzelnen intelligenten Humanoiden, sondern in einem vollständig vernetzten und intelligenten Produktionssystem“, erklärt Dr. Zhaopeng Chen, CEO und Gründer von Agile Robots. „Wir sehen Agile ONE als Teil einer perfekt abgestimmten Automatisierungslösung, wobei jedes System miteinander verbunden ist und voneinander lernt. Dieser Ansatz, Physical AI auf ganze Produktionssysteme anzuwenden, ermöglicht unseren Kunden ein völlig neues Niveau an Effizienz und Qualität.“
Trend hin zur Ergänzung klassischer Industrieroboter
Mit „Agile One“ tritt das Unternehmen in ein Feld ein, in dem international bereits kräftig investiert wird: humanoide Roboter, die klassische Industrieroboter ergänzen sollen, wo heute noch manuelle oder nur schwer zu automatisierende Tätigkeiten dominieren. So entwickeln beispielsweise Tesla mit Optimus, Agility Robotics mit Digit und das US-Startup Figure AI gemeinsam mit BMW humanoide Systeme, die perspektivisch in der Serienproduktion arbeiten sollen.
Das erledigt dieser HORST
Auch in Deutschland wächst an vielen Stellen das Ökosystem, zum Beispiel mit fruitcore robotics aus Konstanz. Das Unternehmen vom Bodensee setzt mit seinen HORST-Robotern und einer KI-gestützten, weitgehend no-code bedienbaren Plattform auf leicht integrierbare Industrierobotik für den breiten Mittelstand. Und auch igus aus Köln verfolgt mit seinen Robotik-Produkten das Ziel, Hürden bei Programmierung, Kosten und Wartung zu senken – ein Anspruch, den Agile Robots mit seinen benutzerfreundlichen Systemen teilt.
Drei für Anwender in der Industrie relevante Punkte
Für Anwender in der Industrie sind vor allem drei Punkte relevant: Flexibilität, Time-to-Value und Integration in die Datenlandschaft. Humanoide Roboter wie Agile One sind flexibel, weil sie potenziell an bestehenden Arbeitsplätzen eingesetzt werden können, ohne Layout, Gestelle oder Werkzeuge komplett neu denken zu müssen. Die Time-to-Value ergibt sich aus vorgefertigten KI-Funktionen für Pick-&-Place, Schraub- und Montageaufgaben – sie entscheiden darüber, ob ein Projekt in Wochen statt in Monaten produktiv wird. Die Integration in die Datenlandschaft schließlich zeigt sich bei einem Produzenten wie Agile Robots unter anderem dadurch, dass er Ankerkunde der neuen Industrial AI Cloud in München ist und so große Mengen Produktionsdaten für eigene KI-Modelle nutzen kann – ein entscheidender Vorteil für eine kontinuierliche Optimierung von Prozessen und Produkten.
Produktionsverantwortliche verschaffen sich Vorsprung
Für Produktionsverantwortliche bedeutet die aktuelle Ankündigung von Agile Robots vor allem, dass der Wettbewerb um produktionsreife humanoide Roboter in eine neue Phase eintritt und sich dadurch erweiterte Möglichkeiten ergeben. Wer jetzt Pilotprojekte mit KI-gestützter Robotik startet, sammelt bereits Erfahrung, während die Technologie reift. So haben Produktionsverantwortliche im Idealfall einen Vorsprung, wenn humanoide Systeme ab 2026 tatsächlich in nennenswerten Stückzahlen verfügbar sind.
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