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Was kommt Menschen außerhalb Südostasiens als Erstes in den Sinn, wenn sie an Indonesien denken?

Das ist der Tourismus. Die Leute denken ans Urlaubmachen in Indonesien, auf Bali zum Beispiel. Und das ist auch gut. Wir profitieren davon. Deshalb machen wir Tourismus-Kampagnen in verschiedenen Ländern. Mit Erfolg: Die Zahl der Touristen in Indonesien steigt. Aber wir wollen eben auch, dass die Menschen uns nicht nur mit Tourismus in Verbindung bringen.

Denn woran sollten die Menschen auch denken, wenn es um Indonesien geht?

Wir wollen auch als Wirtschaftsstandort wahrgenommen werden – als ein Land, in dem man gute Geschäfte machen und investieren kann. Indonesien ist einfach ein riesiger Markt, genauso wie die gesamte Region. Gerade in Zeiten schwieriger Handelsbeziehungen macht es Sinn, von Indonesien aus sein Export-Business in alle Welt zu betreiben. Wir haben eine Bevölkerung mit viel Potenzial, wir haben viele natürliche Rohstoffe, wir haben die Fläche und wir sind eine stabile Demokratie. Wir arbeiten sehr intensiv daran, internationale Investments anzuziehen.

Sie sind mit der deutschen wie mit der indonesischen Kultur vertraut. Worin sind sich die beiden Länder ähnlich?

Tatsächlich gibt es eine Menge Gemeinsamkeiten. Die offensichtlichste ist, dass beide Länder eine führende Rolle in ihrer Region einnehmen und im Hinblick auf die Bevölkerungszahlen die größten dort sind. Beide gehören zu den Begründern jeweils der EU beziehungsweise der ASEAN. Zudem gibt es aber auch eine lange Historie der positiven Beziehungen zwischen unseren Ländern.

Wie würden Sie die Beziehungen zwischen Deutschland und Indonesien beschreiben?

Wir unterstützen uns gegenseitig und arbeiten sehr gut zusammen. Lange bevor die Holländer, Portugiesen und Spanier nach Südostasien gekommen sind, gab es deutsche Abenteurer und Geografen, die nach Indonesien gereist sind. Es gibt darüber Aufzeichnungen, die bis ins 15. Jahrhundert zurückreichen. Darin liegt aus meiner Sicht der Schlüssel für die positiven Beziehungen der beiden Länder: Wir teilen eben keine komplizierte gemeinsame Geschichte des Kolonialismus. Und heute sind beide Länder Demokratien, haben sehr ähnliche Werte im Hinblick auf das politische System sowie die Rechtsstaatlichkeit und setzen im internationalen Kontext auf Multilateralismus.

Die wirtschaftspolitischen Ziele Indonesiens sind sehr ambitioniert. Welche Stärken bringt Indonesien mit, um es mittelfristig in die Top 10 oder auch Top 5 der Industrienationen zu schaffen?

Die größte Stärke sind die Menschen. Wir haben sehr viele junge Menschen, die uns voranbringen werden. 70 Prozent unserer Bevölkerung sind zwischen 18 und 60 Jahren und damit in dem Alter, in dem sie arbeiten und Geld verdienen. Davon profitiert sowohl die Wirtschaft als auch der Markt. Die zweite Stärke ist unsere digitale Wirtschaft. Wir müssen nicht wie andere Länder erst langsam Stufe für Stufe in die digitalisierte Industrie hineinwachsen. In Indonesien läuft es parallel. Die digitale Wirtschaft wächst sehr stark. E-Commerce, FinTech, Services und zunehmend auch E-Sports werden auch zu Treibern einer Industrie 4.0.

Indonesien vereint sehr viele unterschiedliche Gegebenheiten und scheinbare Gegensätze. Gehört auch das zu den Stärken?

Ja, definitiv. Man könnte sagen, Indonesien ist ein Land, das eigentlich gar nicht denkbar ist. Indonesien besteht aus rund 17.000 Inseln und erstreckt sich über drei Zeitzonen. Es dauert zehn Flugstunden, um einmal von Ost nach West zu kommen. 265 Millionen Menschen leben in Indonesien, davon die meisten muslimischen Glaubens, aber auch sehr viele Menschen anderer Religionen, etwa 300 verschiedene Ethnien gibt es, 700 Sprachen – und all das zusammen in einem Land. Dass Indonesien dennoch politisch stabil ist, liegt an der Natur der Menschen, die sehr tolerant sind. Vielfalt ist Teil unserer DNA. Selbstverständlich gibt es auch Extremismus, wie überall in der Welt, aber die große Mehrheit ist sehr tolerant und gemäßigt eingestellt.

In welchen Industriebereichen ist Indonesien stark?

Die Weltbank hat 2017 Zahlen veröffentlicht, nach denen Indonesiens Fertigungsindustrie einen Anteil von 20,5 Prozent an der Gesamtwirtschaft hat. Zum Vergleich: In China sind es 28 Prozent, in Südkorea 27 Prozent, in Japan 21 Prozent und in Deutschland 20,6 Prozent. Daran sieht man, dass Indonesien nicht weit entfernt ist. Der Unterschied ist: Mit Deutschland verbindet man Technologie, mit Indonesien jedoch den Tourismus. Dabei haben wir starke Bereiche, etwa die Bekleidungsindustrie, Food und Beverages, dann der Automotive-Sektor, der in Indonesien nicht nur Autos betrifft, sondern in großem Maße auch Motorräder, außerdem die Elektronikindustrie und Chemieindustrie. Diese Bereiche wollen wir weiter ausbauen.

Kommen wir zum Klimaschutz. Das Thema bestimmt in Europa sehr stark die Schlagzeilen. Wie sieht es damit in Indonesien aus?

Umweltfragen haben definitiv eine große Bedeutung. Unser Ziel ist, die CO2-Emissionen bis 2030 um 29 Prozent zu senken. Ein anderes Thema ist die Luftverschmutzung aufgrund vieler alter Fahrzeuge. Hier besteht das Ziel, den Bereich der elektronischen Fahrzeuge stark auszubauen: 2025 soll der Anteil bei 20 Prozent liegen. Und das können wir, weil wir alle Voraussetzungen und auch alle nötigen Rohstoffe für E-Mobilität haben. Dazu verfügen wir über mehrere Wasserkraftwerke, in deren Umgebung wir alles haben, um Lithium-Batterien zu produzieren. Das spart Kosten und vor allem Energie.

Lassen Sie uns über “Making Indonesia 4.0” sprechen – wie weit ist Indonesien auf dem Weg dorthin schon?

Zum einen gibt es die politisch-strategische Roadmap, die Strukturen für Industrie 4.0 in Indonesien schafft. Zum anderen gibt es aber auch schon einige Fabriken, die dort bereits angekommen sind. Ein Beispiel ist die Textil-Fertigung. In Indonesien haben wir eine 4.0-Fabrik, die Uniformen aus High-Tech-Materialien herstellt, etwa für das Militär oder Feuerwehren. Die Transformation ist im Gange, und Basis dafür ist unsere starke digitale Wirtschaft mit ihren vielen Start-ups, Programmieren und so weiter.

Mit welchen Botschaften kommt Indonesien als Partnerland zu HANNOVER MESSE?

Zuerst und vor allem ist es das, was wir zu Beginn besprochen haben: Indonesien steht nicht nur für Tourismus. Wir werden uns präsentieren als ein Land, das für industrielle Weiterentwicklung steht, attraktiv für Investoren ist und Industrie 4.0 bieten kann. Wir wollen als ein Land gesehen werden, das bereit dafür ist, einen wichtigen Anteil in der globalen Wertschöpfungskette zu übernehmen. Wir sind bereit für Business!

Das sind die zehn nationalen Schwerpunkte für „Making Indonesia 4.0“:

  • Reform der Materialströme - Verbesserung der inländischen vorgelagerten Materialproduktion
  • Neugestaltung von Industriezonen - Erstellung eines einheitlichen landesweiten Industriezonenplanes
  • Nachhaltigkeit fördern - Chancen im Rahmen des globalen Nachhaltigkeitstrends nutzen
  • Stärkung der KMU - 3,7 Millionen für Technologien zur Stärkung der KMU
  • Aufbau einer landesweiten digitalen Infrastruktur - Ausbau der Netze und digitaler Plattformen
  • Anwerben von Auslandsinvestitionen - Gewinnung von globalen Spitzenherstellern mit attraktiven Angeboten und beschleunigtem Technologietransfer
  • Aufwertung des Humankapitals - Neugestaltung der Ausbildung und Schaffung eines Programms zur beruflichen Talentförderung