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Was hat dich dazu inspiriert, eine Karriere im MINT-Bereich einzuschlagen?

Auf der weiterführenden Schule habe ich sowohl Latein als auch Mathematik Leistungskurs belegt. Als es an der Zeit war, mich für meinen nächsten Schritt zu entscheiden, hatte ich das Glück, dass ich die Unterstützung und die Möglichkeit hatte, meine Ausbildung an der Universität fortzusetzen. Ich zögerte jedoch, Ingenieurwissenschaften zu studieren, weil ich von meinen männlichen Klassenkameraden oft lesbenfeindliche Witze hörte wie „Es gibt keine echten Frauen in den Ingenieurwissenschaften, nur Lesben“, und das schüchterte mich ein. Stattdessen entschied ich mich für ein Geomatik-Studium an der naturwissenschaftlichen Fakultät - auch weil sowohl meine Mutter als auch meine Stiefmutter Ärztinnen waren, was mir als junge Frau das Gefühl gab, dass die Wissenschaft für mich zugänglich war. Ironischerweise arbeite ich jetzt als Ingenieurin im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt - und ich bin außerdem eine stolze Lesbe!

Welche Herausforderungen hast du auf deinem Karriereweg bisher gemeistert?

Die größte Herausforderung? Sexismus. Manchmal war er offen und feindselig („Frauen gehören nicht hierher“), aber häufiger zeigte er sich auf subtile Weise - in Form von sexistischen Witzen, Kommentaren über mein Aussehen statt über meine Arbeit oder ständigen Mikroaggressionen. Mit der Zeit schwächte dies mein Selbstvertrauen und ließ mich daran zweifeln, ob ich wirklich dazugehörte. Was mir half, dies zu überwinden, war starke Gemeinschaften mit anderen zu finden und aufzubauen, die ähnliche Erfahrungen gemacht hatten - sei es als Frauen oder als geschlechtliche Minderheiten. Die Erkenntnis, dass es sich dabei nicht um einzelne Vorfälle handelte, sondern um ein größeres systemisches Problem, hat mich nicht entmutigt, sondern meine Entschlossenheit gestärkt. Diese Wut wurde zu einer treibenden Kraft für Veränderungen. Ich lernte, dass jeder von uns - egal ob Berufsanfänger oder Führungskraft - die Möglichkeit hat, sein Arbeitsumfeld zu gestalten. Ich machte es mir zur Aufgabe, dafür zu sorgen, dass Diskriminierung am Arbeitsplatz unter meiner Aufsicht nicht mehr unangefochten bleibt.

Welche Botschaft möchtest du jungen Frauen mitgeben, die eine Karriere im MINT-Bereich anstreben?

Du bist nicht das Problem. Du bist lustig. Du bist nicht „zu sensibel“. Wenn Du das Gefühl hast, dass etwas nicht stimmt, vertrau dir selbst - es ist wahrscheinlich so. Such nach anderen Frauen und geschlechterspezifischen Minderheiten, bau dir ein Unterstützungssystem auf, und denk daran, dass andere Frauen nicht deine Konkurrentinnen sind. Unterstützt Euch gegenseitig. Am wichtigsten ist, dass Du schon früh lernst, dass die Meinung von Menschen, die in deinem Leben keine Rolle spielen, keinen Platz in deinem Kopf verdienen. Konflikte sind nichts, wovor man sich fürchten muss - sie sind eine Gelegenheit zum Wachstum, zur Stärkung von Beziehungen und zur Lösung von Problemen. Stell Fragen. Du hast es in der Hand, den Status quo in Frage zu stellen und echte Veränderungen herbeizuführen.

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