Das chinesische Startup Partner Robotics schloss Anfang November eine Series-A-Finanzierungsrunde in zweistelliger Millionenhöhe (RMB) ab, insgesamt rund 100 Mio. RMB Kapital sollen eingesammelt worden sein. Das Unternehmen meldet inzwischen internationale Aufträge. Die Roboter des Unternehmens verlegen vollautomatisch Fliesen und sollen bereits nahezu 100.000 Quadratmeter Bodenfläche bearbeitet haben.

Trainiert auf Basis realer Baustellendaten

Technisch setzt Partner Robotics auf eine Kombination aus Multisensorik, kamerabasierter Wahrnehmung, präzisen Robotikarmen und einer Cloud-Simulationsplattform, mit der die künstliche Intelligenz der Systeme kontinuierlich auf Basis realer Baustellendaten trainiert wird. Für Bauunternehmen ist das vor allem deshalb relevant, weil die Automatisierung hochstandardisierter, körperlich belastender Tätigkeiten – etwa die Realisierung großflächiger Bodenbeläge in Wohnanlagen oder Gewerbebauten – besonders sinnvoll ist. Die Robo-Fliesenleger sind wegen einer hohen Quadratmeterleistung pro Tag bei konstanter Qualität nicht nur ausgesprochen produktiv, sie erfassen auch Prozessdaten, die sich für die Qualitätssicherung und Dokumentation nutzen lassen. Das eingangs erwähnte frische Kapital lässt darauf schließen, dass „Robotics as a Service“ auf Baustellen kommerziell tragfähig wird.

Mauerbau in schlau: News aus Australien, Niederlande und Großbritannien

Aus Australien kommt eine weitere aktuelle Meldung: FBR Limited verkauft einen seiner Hadrian-Mauerroboter für rund 7,8 Mio. AUD an Fraser Lyne Constructions. Der Roboter ist auf das Errichten von tragenden Wänden spezialisiert und soll in New South Wales eingesetzt werden. FBR positioniert Hadrian als System, das Materialverschwendung reduziert und mit hoher Genauigkeit arbeitet – ein zentraler Punkt bei steigenden Materialkosten und anspruchsvolleren Energie- und Dämmstandards. Parallel dazu berichten britische Medien über den Einsatz von robotischen Maurern des niederländischen Anbieters Monumental. Die Systeme können laut Bericht mehrere Hundert Steine pro Schicht setzen und benötigen nur eine Aufsichtsperson für zwei Roboter. Getestet wird unter anderem, inwieweit sich die Maschinen für Arbeiten auf Gerüsten eignen und die britischen Bauvorschriften erfüllen. Sowohl in Australien als auch in Großbritannien werden Roboter explizit als Antwort auf den Mangel an qualifizierten Maurern genannt. Roboterarbeit ist zudem weniger wetter- und tagesformabhängig, was Taktplanung und Vorfertigungskonzepte unterstützt. Entscheidend wird jedoch sein, wie gut sich solche Systeme in bestehende Planungs- und Logistikprozesse einbinden lassen.

3D-Druckroboter „Charlotte“: Häuser in weniger als 24 Stunden

In Down Under wurde auch ein weiterer Ansatz – der großformatige 3D-Druck – beim Thema Bauroboter energisch verfolgt. Das australische Unternehmen Crest Robotics stellte jüngst mit „Charlotte“ ein System vor, das eine komplette Hausstruktur innerhalb von weniger als 24 Stunden drucken können soll und perspektivisch sogar für Mond- und Weltraum-Bauten geeignet ist. Für die klassische Bauindustrie ist jedoch weniger der Raumfahrtbezug interessant als die Kombination aus Geschwindigkeit, Materialeffizienz und Designfreiheit. Gedruckt werden können hochgradig individualisierte Geometrien, Hohlräume für Haustechnik oder integrierte Dämmstrukturen – alles mit einem einzigen Robotersystem, das Beton oder alternative Materialien schichtweise aufträgt.

Jährliche Wachstumsraten von deutlich über 15 Prozent

Mobile Druckroboter können sowohl auf der Baustelle als auch in Fabrikhallen eingesetzt werden und sind somit interessant für hybride Offsite-Konzepte. Laut Robotics & Automation News könnte der Markt für Baurobotik in den nächsten Jahren jährliche Wachstumsraten von deutlich über 15 Prozent erreichen– getrieben von Fachkräftemangel, Produktivitätsdruck und sinkenden Kosten für Sensorik und KI. Gleichzeitig bremsen hohe Einstiegskosten die breite Einführung: Für autonome Baumaschinen oder 3D-Drucksysteme werden Investitionsspannen von grob 150.000 bis 500.000 US-Dollar pro Einheit genannt. Für viele mittelständische Bauunternehmen sind daher Modelle wie Leasing, Pay-per-Use oder gemeinsame Nutzung in Verbünden realistischer als der direkte Kauf.

Aktuelle Herausforderungen der Bauindustrie

Die Verantwortlichen in der Bauindustrie stehen aufgrund der rasanten Entwicklung vermehrt vor der Herausforderung, Use Cases für die neuen Bauroboter zu identifizieren, indem sie die Frage beantworten, wo es repetitive, körperlich belastende oder qualifikationskritische Tätigkeiten gibt, die sich standardisieren lassen. Mit kleinen, klar abgegrenzten Projekten mit Technologieanbietern oder Generalunternehmern können zunächst die Produktivität, Qualität und Akzeptanz im Team der Bauroboter getestet werden. Indem eine Daten- und Prozessbasis geschaffen wird, entfaltet die Baurobotik erst richtig ihren Nutzen. Die Anbindung an digitale Modelle wie Building Information Modeling (BIM), Zeitpläne und Materiallogistik ist dafür ausschlaggebend. So wird sich auch die Rolle des Menschen auf der Baustelle ändern und vom Ausführen zum Überwachen, Parametrieren und Warten der Systeme wechseln – entsprechende Schulungskonzepte sind dafür unabdingbar. Eine „Roboterkompetenz“ wird auf dem Bau künftig vergleichbar wichtig werden wie heute Schalungs- oder Krantechnikkompetenz.