Klon der Angst
Dreiste Fälschungen schaden der Industrie massiv. Aber wenn aus Plagiatoren Konkurrenten werden, droht sogar der Totalverlust. Was Unternehmen jetzt tun können.
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Produktpiraterie und Know-how-Diebstahl gehören zu den größten Herausforderungen der Industrie. Allein im Jahr 2014 beschlagnahmte der deutsche Zoll sechs Millionen Waren im Wert von fast 140 Millionen Euro . Rund 70 Prozent der Unternehmen in Deutschland sind von Produkt- oder Markenpiraterie betroffen, fand der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) in seiner jüngsten Studie heraus. Der geschätzte Schaden: Knapp acht Milliarden Euro jährlich.
Reverse Engineering spielt dabei eine große Rolle. "Ungeschützte Maschinen können Angreifer oft binnen weniger Wochen nachbauen", sagt Bartol Filipovi c, der beim Fraunhofer-Institut für Angewandte und Integrierte Sicherheit (AISEC) in Garching Schutzmechanismen gegen Plagiate entwickelt.
Datendiebe stehlen Know-how
Aber auch Know-how-Abfluss und Industriespionage sorgen dafür, dass Fälschungen immer schneller oder gar zeitgleich mit dem Original auf den Markt kommen. Und das Ende der Fahnenstange ist längst nicht erreicht: Durch die zunehmende Vernetzung und das Internet der Dinge finden sich immer mehr Schlupflöcher, durch die Datendiebe eindringen und Informationen stehlen könne. "Viele existierende Geräte werden zwar vernetzt, wurden aber mit Technologien entwickelt, die nicht für das Internet der Dinge bestimmt waren", erklärt Prof. Claudia Eckert, die Leiterin des AISEC.
Gerade kleinen und mittelständischen Unternehmen sei nicht klar, was das für ihre eigenen internen Prozesse oder für ihre Marktstellung bedeutet, weil ihre Produkte zuvor immer abgeschottet gearbeitet haben. "Sie stehen jetzt vor der Aufgabe, diese Art von Risiken zu erfassen und ihr Sicherheitsmanagement auszubauen", sagt Prof. Eckert .
Fälschungsland Deutschland
Dabei kommen die Fälscher keineswegs nur aus Fernost oder Ländern mit dubiosem Rechtssystem. Laut der VDMA-Studie liegt Deutschland selbst mit 23 Prozent als Herkunftsland von Plagiaten auf Platz zwei hinter der Volksrepublik China. In der überwiegenden Mehrheit der Fälle stammen die Fakes von Wettbewerbern, die schlicht und einfach auf der Erfolgswelle des Konkurrenten mitschwimmen – und ihm damit schaden. Denn in der Regel sind die nachgemachten Produkte von schlechterer Qualität. Viele betroffene Unternehmen erfahren sogar erst durch Reklamationen ihrer vermeintlichen Kunden von den Plagiaten.
Oder aber, und das ist das größere Problem, das nachgemachte Produkt erweist sich als besser, langlebiger oder vielseitiger. Denn dann droht dem Hersteller nicht nur ein Verlust durch entgangene Verkäufe, sondern auch direkte Konkurrenz und womöglich ein Streit um die Marktposition.
Technologische Hilfsmittel auf dem Vormarsch
Mehr als 80 Prozent der Unternehmen setzen daher auf die Anmeldung von gewerblichen Schutzrechten wie beispielsweise Patente oder Marken, um sich vor Fälschungen zu schützen. Allerdings sind die gesetzlichen Regelungen nur bedingt geeignet, diesen Schutz auch durchzusetzen.
Auch deshalb nutzen immer mehr Unternehmen technologische Hilfsmittel, um Fälschern das Leben schwer zu machen: Ob mit RFID-gekennzeichneten Produkten (etwa von Pepperl&Fuchs , Halle 9, Stand D76), verarbeiteten Mikropartikeln ( Nanoinitiative Bayern , Halle 2, Stand A52) oder fluoreszierenden Stoffen (etwa von Polysecure , Halle 2, Stand A18) – die Möglichkeiten sind ebenso vielfältig, wie die Produktpalette an Fälschungen.
Produktpiraterie im Fokus
Auf der HANNOVER MESSE finden Sie im Ausstellungsbereich Produkt- und Markenschutz eine breite Palette an technischen Lösungen sowie viele weitere Informationen zum Schutz vor Produktpiraterie. Auch im benachbarten Forum Industrie 4.0 meets the Industrial Internet stehen die Themen IT-Security, Produkt- und Know-how-Schutz in diversen Beiträgen im Fokus.
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