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In der Theorie klingt es toll: Eine komplett vernetzte Produktion, in der Probleme erkannt werden, bevor sie entstehen. Selbstlernende Prozesse, verwaltet von Computern. Ausfallzeiten, die gegen null gehen. Personalisierte Produkte ab Losgröße 1. Das alles und nicht weniger verspricht der Begriff Smart Factory.

Die Realität freilich sieht anders aus. Laut einer Studie des Beratungsunternehmens Staufen, bei der rund 180 Industrieunternehmen in Deutschland befragt wurden, steht das Thema Industrie 4.0 und Smart Factory zwar durchaus auf der Agenda. Konkrete Maßnahmen aber führen gerade mal 40 Prozent der Studienteilnehmer durch. Knapp die Hälfte hat sich mit dem Thema noch nicht beschäftigt oder befindet sich noch in der „Beobachtungs- und Analysephase“. Lediglich sieben Prozent setzen Industrie 4.0 umfassend operativ ein .

Das Thema geplant angehen

Thomas Rohrbach, Senior Partner bei Staufen, beurteilt das Ergebnis aber durchaus nicht negativ: "Immer mehr Firmen erkennen nämlich, dass es bei Industrie 4.0 nicht darum geht, über Nacht eine komplette smarte Fabrik aus dem Boden zu stampfen, sondern das Thema geplant anzugehen.“ Entsprechend hätten nur die wenigsten Unternehmen bisher wirklich ihre gesamte Wertschöpfungskette digitalisiert und vernetzt.

Dass die Maschinenautomatisierung zukünftig einen hohen Stellenwert haben wird, steht außer Frage. Unternehmen, die wettbewerbsfähig bleiben wollen, müssen sich den Herausforderungen der Digitalisierung stellen.

"Wir sprechen ständig über Internet der Dinge, autonomes Fahren, künstliche Intelligenz, Robotik beziehungsweise Smart Factory und die Mensch-Maschine-Kommunikation. Was wir allerdings dabei vergessen: Viele dieser Technologien gibt es bereits seit 20 Jahren. Lasst uns lieber darüber sprechen, wie wir das Bestehende endlich richtig vernetzen", stellte kürzlich Günther Schuh , Professor für Produktionssystematik an der RWTH Aachen, auf dem Deutschen Logistik-Kongress der Bundesvereinigung Logistik klar – und greift damit eine allgemeine Herausforderung der Smart Factory auf: Die Crux liegt in der notwendigen Harmonisierung der unternehmensübergreifenden Supply Chain. Es mangelt an standardisierten Schnittstellen.

Umdenken nötig

Das gilt sowohl für das Zusammenspiel zwischen Manufacturing-Execution-Systemen und der Steuerungsebene, als auch zwischen Management und der Bereitstellung von Daten aus der Cloud. Industrie 4.0 erzwingt von Unternehmen ein Umdenken: Die Fabrik der Zukunft ist ein komplexes Netzwerk, in dem die einzelnen Bereiche miteinander kommunizieren, ohne dass sie hierarchisch gegliedert sind. Dass dies nicht ohne eine Umstellung der Infrastruktur möglich ist – zumindest teilweise – dürfte jedem klar sein.

Laut der Umfrage " Industry 4.0 Global Expert Survey 2015 " des Beratungsunternehmens McKinsey werden Unternehmen in den kommenden zehn Jahren 40 bis 50 Prozent ihrer Maschinen aufrüsten oder ersetzen müssen, um den Schritt von der klassischen zur Smart Factory zu vollziehen. Bei der dritten industriellen Revolution – der Automatisierung – waren es noch 80 bis 90 Prozent gewesen. Den gesamten Maschinenpark zu erneuern, dürfte also im Zuge der Digitalisierung nicht nötig sein. Zumal es durchaus die Möglichkeit gibt, das Internet der Dinge mit der bestehenden Infrastruktur unter einen Hut zu bringen. Unter dem Stichwort „Retrofit“ macht beispielsweise Bosch ältere Maschinen zukunftsfähig. Mit Hilfe des sogenannten IoT-Gateways, einem System aus Sensorik, Software und vernetzter Industriesteuerung, schloss der Hersteller sogar eine 129 Jahre alte, pedalbetriebene Drehbank ans Internet an. Über die Sensoren kann der Bediener am Fußpedal jederzeit auf einem Monitor sehen, ob er schneller oder langsamer treten muss, um die optimale Drehzahl einzuhalten.

In Zukunft sind alle vernetzt: Lieferanten, Produzenten und Kunden. Die Frage lautet also nicht, ob die Industrie digitale Möglichkeiten aufgreift, sondern wie effizient sie diese erschließen kann. Jetzt kommt es auf ein starkes Netzwerk zwischen Maschinenbau, Elektrotechnik und IT an. Im Bereich der Digital Factory und Industrial Automation, auf der HANNOVER MESSE, finden Besucher Antworten auf die drängendsten Fragen.