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Das ursprüngliche Bild vom Roboter entsprach meist einem mehr oder weniger gelungenem humanoiden Vorbild. Dann kamen verstärkt reale Robotiksysteme zum Einsatz, die von der menschlichen Anatomie nurmehr einen Arm beibehalten hatten, der zudem ob seiner Kraft und vermeintlichen Unberechenbarkeit in Käfige verbannt wurde. Diese haben sie inzwischen wieder verlassen dürfen, und ganz allmählich gesteht man einigen von ihnen tatsächlich zu, sich (halbwegs) frei zu bewegen. Und das gilt nicht nur für die humanoiden Roboter von Elon Musk – vor allem einfachere mobile Robotiksysteme kommen in immer mehr Arbeitsbereichen zum Einsatz, in E-Commerce-Lagerhallen ebenso wie in modernen Restaurants. Aber selbst diese einfacheren Systeme starten bei etwa 25.000 Euro, Lösungen mit integriertem Roboterarm liegen bei rund 70.000 Euro. Schon allein deshalb ist der flächendeckende Einsatz im Markt für kleine und mittlere Unternehmen häufig unerschwinglich. Der Kunststoff- und inzwischen auch Robotikspezialist igus will das mit neuen Low-Cost-Robotik-Angeboten ändern. Auf der HANNOVER MESSE 2024 stellten die Kölner jüngst gleich eine ganze Reihe günstiger mobiler Kunststoff-Roboter vor.

Ein boomender Markt ruft nach kostengünstigen Lösungen

Die Initiative von igus zielt auf eine boomende Branche: Der globale Markt für Automated Guided Vehicles (AGV) und Autonome Mobile Robots (AMR) beträgt aktuell rund 20,3 Milliarden US-Dollar, bis 2028 erwarten Experten nahezu eine Verdoppelung. Besonders verbreitet sind mobile Roboter in der Intralogistik und in industriellen Anwendungsbereichen. Und selbst in der Gastronomie oder in Krankenhäusern drehen die smarten Helfer vermehrt ihre Runden. Die motion plastics Spezialisten von igus testen selbst seit vier Jahren erfolgreich AGVs im eigenen Haus – fahrerlose Regale, die Post und Lieferungen in Büros ausfahren sowie mobile Roboter in der Fertigung, die Transporte und Drehstapelbehälter bewegen. Die gewonnenen Erfahrungen flossen und fließen direkt in die Entwicklung einer neuen Low-Cost-Automation-Produktlinie ein, den „ReBeL on Wheels”. Erklärtes Ziel: kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) den Weg in eine kostengünstige mobile Robotik zu ebnen.

Mobile ReBeL Lösungen für Bildung, Logistik und Service

Die Basis eines jeglichen mobilen igus Robotik-Systems ist der ReBeL. Der Einsatz von Kunststoff macht den Roboter mit 4.970 Euro besonders günstig und mit 8,2 Kilogramm Eigengewicht zum leichtesten Serviceroboter mit Cobot-Funktion in seiner Klasse. Alle mechanischen Bauteile, aus denen sich der ReBeL zusammensetzt, sind ausnahmslos von igus entwickelt und gefertigt. Seine Traglast beträgt zwei Kilogramm und er besitzt eine Reichweite von 664 Millimetern. Geplant sind verschiedene fahrende Systeme, in die der ReBeL zentral integriert ist: So startet igus mit einer erschwinglichen Variante für den Bildungssektor für 14.699 Euro – inklusive des Roboterarms. Der mit einem Greifer ausgestattete ReBeL EduMove dient dank Open Source als autonome Lernplattform für Bildungseinrichtungen. Er ist modular aufgebaut und lässt sich flexibel um weitere Funktionen wie Lidar, Kameratechnik oder Slam-Algorithmus erweitern. Eine ergänzende Variante ist ein fahrerloses Transportsystem für KMU. Es kann bis zu 30 Kilogramm transportieren. Mit dem optionalen ReBeL lassen sich einfache A zu B Positionierungen vornehmen. Das neue Transportsystem verzichtet dabei auf teure Sensorik und setzt stattdessen auf eine eigenentwickelte 3D-Sensortechnik. Der Preis liegt bei 17.999 Euro. Darüber hinaus hat igus in Hannover erstmals die Studie eines Serviceroboters zum kleinen Preis gezeigt. Der ReBeL Butler eignet sich für einfache, aber zeitaufwendige Hol-und-Bring-Dienste, beispielsweise im Hotel- und Gastrogewerbe.

Ein Leuchtturmprojekt auf Rädern

Das Ziel all dieser Entwicklungen ist das Leuchtturmprojekt, ein mobiler Roboter mit integriertem HMI und Vision, der sogar eigenständig ein Büro aufräumen könnte. „Mit diesem Projekt verfolgen wir eine Bottom-to-Top-Strategie, bei der bestimmte Bauteile wie Sicherheits-Laserscanner nicht im Grundpaket enthalten sind, um den Preis niedrig zu halten“, macht Alexander Mühlens, Prokurist und Leiter des Geschäftsbereichs Low-Cost-Automation bei igus, deutlich. „Dennoch ist sichergestellt, dass die Lösung für industrielle Anforderungen nachgerüstet werden kann.“ Unter anderem stellt igus in diesem Jahr einen erschwinglichen Greifer mit großem Hub und Verfahrweg vor, der eine hohe Flexibilität beim Greifen unterschiedlicher Geometrien bieten soll. Alexander Mühlens: „Die Einsatzgebiete dieses angestrebten Low-Cost-AMRs sind äußerst vielfältig und gehen über einfache Transportaufgaben weit hinaus. Sie umfassen eine riesige Bandbreite an Anwendungen in verschiedenen Lebensbereichen, wie Reinigungsaufgaben oder die Ausgabe von Kaffee direkt am Arbeitsplatz.“

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