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Die Interaktionsprinzipien und das in aller Regel gute Design vieler Apps erzeugte in den vergangenen Jahren die Erwartungshaltung, dass alle Produkte heutzutage genauso einfach oder nach denselben Prinzipien bedient werden können wie die einschlägigen Mobile Devices. "Das betrifft auch die Industrie. Auch hier haben wir vermehrt die Generation der Digital Natives an den Maschinen stehen", erklärt Franziska Schätzlein.

Doch was verbirgt sich hinter den Begriffen Usability und UX (User Experience)? "Mit Usability meint man die Gebrauchstauglichkeit eines interaktiven Produkts. Die Usability kann ggf. auch ohne gutes visuelles Design funktionieren. Unter schlechtem Design leidet aber die User Experience, bei der das emotionale Erleben eines Produktes oder einer Software im Mittelpunkt steht. User Experience und Design hängen also im Ergebnis eng zusammen, weshalb wir mit unseren Kolleginnen und Kollegen auch Wert auf gutes Design legen", so Schätzlein. "Zusammenfassend könnte man sagen: Gutes visuelles Design und gute Usability ermöglichen eine sehr gute UX."

Die Mitarbeitenden fordern neue Bedienwelten. Aber auch die Arbeitsplätze erfordern neue Interaktionen. "Ja, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übernehmen heute unterschiedliche Aufgaben in der Fertigung. Sie müssen viele Maschinen bedienen und die Einarbeitung in die Bedienoberfläche muss schnell und intuitiv erfolgen."

Werden Smartphone-Welten kopiert? "Die Industrie bemüht sich, adäquate Lösungen bereit zu stellen. Dies ist allerdings technisch und wirtschaftlich deutlich schwieriger als beispielsweise in der Telekommunikationsbranche. Denn wir haben in der Industrie viel geringere Stückzahlen und härtere technische Anforderungen. Gleichzeitig werden sehr lange Laufzeiten von Maschinen erwartet. Die einzusetzende Technik ist deshalb im Industrieumfeld häufig sehr viel teurer als die Technik, die – für die hohen Stückzahlen maßgeschneidert entwickelt – in einem Smartphone verbaut werden kann. In der Industrie ist man in der Regel sehr auf industrietaugliche elektronische Standard-Komponenten angewiesen. Und diese hinken dem aktuellen technischen Stand im Consumer-Bereich immer ein bisschen hinterher, sind größer und langsamer."

Neue Anforderungen einer neuen Generation, unterschiedliche Maschinen und drittens mehr Prozesssicherheit durch gute Bedienoberflächen - warum? Für Franziska Schätzlein ist das einfach: "Wenn sich Bediener wohl und sicher fühlen, machen sie weniger Fehler." Die Fehlerrate hat Einfluss auf das Fertigungsergebnis. "Damit wird deutlich, wie stark emotionale Aspekte auf Bediensicherheit und damit auf wirtschaftliche Faktoren Einfluss nehmen." Denn eine an Qualitätsmaßstäben ausgerichtete, wirtschaftliche und reproduzierbare Steuerung aller Fertigungsschritte sollte jedem Bediener zu jeder Zeit nahegelegt werden. "Nur mit der klaren Definition von Fertigungsprozessen kann sich ein fertigendes Unternehmen sicher sein, die vom Kunden gewünschte Qualität rechtzeitig und mit optimalem Materialeinsatz nachhaltig liefern zu können. Leistungsfähige HMIs von Maschinen müssen deshalb gewährleisten, diese Prozesse definieren zu lassen, sie abzuspeichern und für jede Nutzerrolle einfach und intuitiv zum richtigen Zeitpunkt verfügbar zu machen." Der Sachverhalt ist meist komplex. Die Bedienung muss aber sehr einfach und überschaubar sein. Sonst wird sie sich nicht etablieren. Usability spielt aus Sicht von Franziska Schätzlein eine entscheidende Rolle.

Die Würzburgerin ist sich sicher: "Nur durch den Einsatz neuer technologischer Möglichkeiten in der Industrie entsteht nicht automatisch eine gute User Experience. Um das Potenzial der Digitalisierung richtig zu nutzen, müssen die Nutzer gefragt werden, die die Maschinen am Ende des Tages wirklich bedienen: Wie kann man ihren Arbeitsalltag erleichtern? Welche Informationen brauchen sie zu welcher Zeit im Prozess, um eine gute Qualität der Produkte sicherstellen zu können? Nur wer seine Nutzer und ihren Bedienkontext vollständig versteht, kann sicherstellen, dass die neuen Bedienwelten auch die tatsächlichen Bedürfnisse abdecken."

Und die Zukunft - wohin entwickelt sich die Mensch-Maschine-Schnittstelle? "Klar, Künstliche Intelligenz wird einen großen Einfluss haben. Aber wir sehen nach wie vor in der Modularisierung von HMIs ein sehr großes Potenzial. AR- und VR-Anwendungen sind zwar in aller Munde. Der rechte Durchbruch ist noch nicht gelungen. Ich denke, dass es hier auf die Ausführung der zugehörigen Hardware ankommt."