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In der Schweizer Gemeinde Engelberg nutzt die örtliche Abwasserreinigungsanlage seit Ende Oktober eine eher ungewöhnlichen Energiequelle, um das eigene Gebäude zu beheizen und gleichzeitig Strom herzustellen: Statt fossilem Heizöl werden laut Luzerner Zeitung pro Tag rund 2000 l Molke aus der naheliegenden Käserei verarbeitet. Dieser letzte Baustein der nunmehr einhundertprozentigen Selbstversorgung mit Elektrizität und Wärme zeigt, wie ein zufälliger Synergieeffekt auch im gewerblichen Bereich zu einer grünen Energiebilanz führen kann. Durch den neuen Ansatz entfällt für die Abwasserreinigungsanlage erstmals die Notwendigkeit, im letzten Jahresquartal Heizöl zuzukaufen. Eine Kostenersparnis geht damit aber aufwandbedingt nicht einher, wenngleich zumindest aufseiten der Molkerei geringere Transportwege und -aufwendungen zur Abfallbeseitigung anfallen.

In einem speziellen Faulraum gärt die energiereiche Molke für mindestens 25 Tage zusammen mit Feststoffen im Abwasser bei wenigstens 33 °C Umgebungstemperatur. Während dieses Prozesses entsteht Methangas, das im Anschluss im Blockheizkraftwerk der Reinigungsanlage verbrannt wird. Die dabei entstehende Wärme heizt das gesamte Gebäude einschließlich des Faulraums, während ein nachgeschalteter Generator zusätzlich Strom produziert. In Kombination mit einer Fotovoltaikanlage und einem Kleinwasserkraftwerk wird der Energiebedarf auf diese Weise ganzjährig gedeckt. Der Eigenbedarf beträgt 450.000 kWh, ein Überschuss von weiteren 120.000 kWh wird in das Stromnetz eingespeist.

An der Universität Tübingen forscht eine Gruppe um Prof. Lars Angenent derweil ebenfalls an der Weiterverwertung von Sauermolke : Der Abfallstoff wird in einem rein biologischen Prozess durch Mikroorganismen in Öl umgewandelt und kann im Anschluss zur Herstellung von Kraftstoffen für Flugzeuge genutzt werden.