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Interview mit Mexikos Staatssekretär für Industrie und Handel, Rogelio Garza Garza von Iván Iglesias

— Wie bereitet sich die Bundesregierung strategisch auf Industrie 4.0 vor?

Zunächst einmal beobachten wir genau, welche Aktivitäten andere Länder unternehmen in Bezug auf Industrie 4.0. Unter anderem nehmen wir an den Meetings der OECD, der G20 und des Weltwirtschaftsforums teil, die sich schwerpunktmäßig um dieses Thema drehen. Vor diesem Hintergrund haben wir beschlossen, die besten Humankapital-Praktiken umzusetzen und konzentrieren uns auf diejenigen Zukunftstechnologien, die bei unseren politischen Entscheidungen an erster Stelle stehen müssen. Wir sind gerade dabei, dafür auch den rechtlichen Rahmen zu schaffen.

— Welchen Herausforderungen sieht sich Mexiko bei der Umsetzung dieser neuen Technologie gegenüber?

Eine besondere Schwierigkeit stellt für uns das rasante Tempo technologischen Fortschrittes dar, denn bei der Implementierung können wir damit nicht schritthalten. Weitere Herausforderungen sind die Ausbildung von Humankapital in den richtigen Bereichen, die Förderung der Technologien, die im Mittelpunkt dieses neuen Produktionsmodells stehen, die Suche nach möglichen Umsetzungsstrategien auch für kleine und mittlere Unternehmen, damit auch sie ihre Wertschöpfungsketten optimieren können, und das Vorantreiben von Gesetzen, die den Rahmen für neue industrielle Vorgaben bilden.

— Was passiert, wenn unsere technologische Basis veraltet?

Der technologische Wandel schreitet in allen industriellen Bereichen rasch voran, und es fällt Unternehmen schwer, mitzuhalten. In der Vergangenheit rüsteten Fabriken alle 20 Jahre auf neue Maschinen um, aber das ist jetzt nicht mehr der Fall. Das ist ein Zeichen der Zeit: Die Unternehmen müssen neue Technologien umsetzen, wenn sie wettbewerbsfähig bleiben wollen.

— Wie steht Mexiko heute im Hinblick auf Industrie 4.0 da?

Mexiko verfolgt den Einzug der vierten industriellen Revolution sehr genau. In Lateinamerika spielen wir dabei ganz vorne mit und beteiligen uns aktiv an internationalen Foren, wo all die dazu relevanten Themen diskutiert werden. Zudem stoßen unsere technologischen Innovationen in anderen Ländern auf reges Interesse. Mexiko gehört zu den Ländern, die stark auf „Best Practices“ setzen, und dies wird es uns ermöglichen, großen Nutzen aus der technologischen Innovationswelle zu ziehen.

— Welcher Industriebereich wird mittelfristig am stärksten von Industrie 4.0-Technologien profitieren?

Die vierte industrielle Revolution wirkt sich auf alle industriellen Bereiche aus. Einige Industrien – beispielsweise die Luft- und Raumfahrt sowie die Automobilindustrie – sind hier schon weiter. Das liegt an der ihnen eigenen Dynamik und den hohen Produktionsstandards, die ihre Produkte erfüllen müssen. Auch im Bereich Biotechnologie wurden große Fortschritte gemacht – gerade bei der Erforschung neuer Materialien und ihrem industriellen Einsatz. Und natürlich IT, denn IT wird auch zukünftig der Schlüssel zur Steigerung der Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit in allen Industriebereichen sein.

— Welche Maßnahmen hat Mexiko ergriffen, um den Einsatz neuer Technologien voranzutreiben?

Konkret haben wir damit begonnen, bestehendes Werkspersonal in den neuen Technologien zu schulen sowie neue Fachkräfte dafür auszubilden. Auf der technologischen Seite haben wir die wichtigsten Zukunftsthemen identifiziert, damit wir unsere Bemühungen darauf konzentrieren können, und zwar auf Big Data, IoT, Netzsicherheit, Logistik 4.0, Automatisierung und Robotisierung. Ferner sind wir dabei, staatliche Programme zur Förderung dieser Technologien zu verabschieden und somit den Weg für die Umsetzung von Industrie 4.0 zu ebnen. Der dazu erforderliche rechtliche Rahmen bildet ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit. Um ein einfaches Beispiel zu nennen: Wie lassen wir uns von Geschäftsmodellen wie Uber und Airbnb, die aus Technologien der vierten industriellen Revolution entstanden sind, inspirieren? Neue technologiebasierte Plattformen dieser Art werden immer wieder entstehen, und wenn wir es schaffen, darauf flexibel zu reagieren und deren Geschäftsmodelle als Leitbilder anzunehmen, können wir sie in unser tägliches Leben integrieren und anderen einen Schritt voraus sein.

— Welche Rolle werden kleine und mittlere Unternehmen bei der industriellen Revolution spielen?

Sie sind für diesen Prozess von kritischer Bedeutung. In Mexiko entfallen fast 90 Prozent aller Arbeitsplätze auf kleine und mittlere Unternehmen. Wenn wir diese Unternehmen nicht davon überzeugen können, Industrie 4.0 umzusetzen, werden internationale Auftraggeber sich anderweitig orientieren.

— Wie will Ihr Ministerium Technologiecluster in Mexiko weiter ausbauen?

Das Know-how, das in Clustern generiert wird, ist für den technologischen Fortschritt unerlässlich. Anders gesagt: Nur wenn das entsprechende Know-how, geeignete Geschäftsmodelle und auch das nötige Personal zur Verfügung stehen, kann die Entwicklung neuer und bestehender Technologien vorantreiben.

Das Thema Technologiecluster steht ganz oben auf der Tagesordnung, und wir sondieren Möglichkeiten, neue Cluster zu schaffen, die positive Synergien bringen und den Weg für Know-how, Mehrwert und Innovation ebnen können.

— Welche Industrie 4.0-Entwicklungen wird Mexiko bei der HANNOVER MESSE 2018 vorstellen?

Die HANNOVER MESSE ist eine außerordentlich wichtige Industriemesse und somit eine fantastische Gelegenheit, der Welt zu zeigen, was Mexiko in den Bereichen Luft- und Raumfahrt, Automobiltechnik, Energietechnik und anderen Bereichen sowie bei Forschung & Entwicklung leisten kann. Gerade bei solchen Veranstaltungen müssen wir verdeutlichen, dass wir den Paradigmenwechsel völlig nachvollzogen haben: Wir treiben die Höherqualifizierung unseres Humankapitals voran, wir schaffen den notwendigen rechtlichen Rahmen, und wir sind bereit, neue Technologien umzusetzen.

— Mit welchen Stärken im Bereich Industrie 4.0 will sich Mexiko bei der HANNOVER MESSE besonders hervortun?

Eine unserer größten Stärken ist unser Humankapital, denn uns steht das nötige Personal zur Verfügung, sowohl quantitativ als auch qualitativ und in puncto Leistungsfähigkeit. Zudem wissen wir genau, welche Technologien wir übernehmen wollen. Wir verfügen über ein tragfähiges Netz von Freihandelsabkommen und sind derzeit dabei, den rechtlichen Rahmen so zu gestalten und umzusetzen, dass wir auf ganzer Linie für Industrie 4.0 gerüstet sind.

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