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Roboter erobern die Fabriken, die Automatisierung dringt bis zur individuellen Fertigung vor. Für die Industrie entstehen im digital integrierten Zeitalter jede Menge neue Chancen. Skeptiker unken, die menschliche Arbeit könnte dabei auf der Strecke bleiben. Bei Volkswagen hält man wenig von Schwarzmalerei und entwickelt Konzepte für die Arbeitswelt von morgen. Der Facharbeiter der Zukunft werde andere Aufgaben haben und auch die Arbeitsorganisation ändere sich entscheidend, erklärt Olaf Katzer, Leiter Berufsfamilienentwicklung International bei der Volkswagen Group Academy. Das ist die Dachorganisation für Personalentwicklung und Qualifizierung im Volkswagen-Konzern.

Höhere Qualifikationen für Fachkräfte

„Natürlich werden einfache Tätigkeiten in der Fabrik der Zukunft wegfallen“, sagt Katzer. „In zehn, fünfzehn Jahren wird kaum noch jemand Teile verpacken oder Montagetätigkeiten übernehmen wollen.“ Der demografische Wandel tut sein Übriges: Es kommen weniger neue Mitarbeiter nach.

Damit allein steigt bereits der Wert des einzelnen Mitarbeiters für das Unternehmen. Mit Industrie 4.0 kommt ein noch wichtigerer Aspekt hinzu: Der Facharbeiter von morgen wird erheblich qualifizierter sein. Er wird es sein müssen, um die Komplexität der digitalen Industrie zu meistern. „Die Zeiten, in denen Expertenwissen auf wenige Spezialisten verteilt war, sind vorbei“, sagt Katzer. „Wissen muss jedem bereitstehen, idealerweise direkt dort, wo es benötigt wird.“ Lernmaterial direkt an der Anlage also – etwa mit Steuerungsinformationen oder Videoerklärungen zur Wartung des Geräts.

Hinzu kommt Know-how, auf das Mitarbeiter jederzeit über eine Cloud zugreifen können, per Tablet-PC, Smartphone oder Datenbrille. Natürlich darf auch die Weitergabe von Erfahrungen nicht zu kurz kommen, damit aus Wissen wirklich Kompetenz wird: Erfahrene Experten aus dem Unternehmen unterstützen jüngere oder fachfremde Kollegen – ein systematischer Wissenstransfer, der schon heute bei Volkswagen praktiziert wird.

Neue Arbeitsorganisation, neue Zusammenarbeit

„Damit all diese Ansätze funktionieren, müssen Unternehmen das selbstbestimmte Arbeiten und Lernen ihrer Mitarbeiter fördern und einfordern“, sagt Katzer. „Der Facharbeiter bekommt keine Standardschulung, sondern eignet sich eigenständig Kompetenzen an, die für seinen Arbeitsbereich wichtig sind.“ Millennials dürfte das in die Karten spielen, manche älteren Mitarbeiter erst einmal verunsichern. Die Volkswagen Group Academy bringt daher den einzelnen Mitarbeitergruppen die neue Arbeitsweisen auf unterschiedliche Weise näher. „Es bringt nichts, dem Mitarbeiter einen Roboter vorzusetzen, mit dem er von nun an zusammenarbeiten soll, und zu erwarten, dass er sich damit schon arrangiert.“ Zuhören und diskutieren sei entscheidend. Gelingt das, dürfte mit der Digitalisierung eine neue Souveränität in die Fabriken einziehen. Auch in puncto Zusammenarbeit.

Kommt es beispielsweise zu einer Störung an einer komplexen und vernetzten Anlage, lässt sich das Problem oft gar nicht mehr allein lösen. Stattdessen sollen sich bei Volkswagen interdisziplinäre Teams eigenständig zusammenfinden und ihre Lösungsschritte anschließend für die nächsten Mitarbeiter dokumentieren. „Wir reden hier von enormen Veränderungen in der Arbeitsorganisation“, betont Katzer.

Die sind auch nötig. Denn Industrie 4.0 heißt vor allem, dass die individuelle Bestellung des Kunden den gesamten Fertigungsprozess bestimmt. Das wirkt sich auf die Ressourcendisposition ebenso aus wie auf die Fertigungszeiten.

Der Mensch im Zentrum der digitalen Industrie

Damit der digitale Wandel zur integrierten Industrie erfolgreich läuft, sind eben längst nicht nur neue Technologien gefragt. Die Volkswagen Group Academy sieht in Technik, Arbeitsorganisation und Qualifizierung gleichrangige Erfolgsfaktoren der Digitalisierung. Da mag nicht jeder zustimmen. Klar scheint aber, dass der einzelne Facharbeiter in der digitalen Ära wertvoller sein wird als je zuvor.