Unternehmen setzen verstärkt auf Europa als Produktionsstandort
Rohstoffknappheit, Halbleiter-Krise, gefährdete Transportwege und eine immer komplexere geopolitische Situation: Angesichts dieser Herausforderungen gewinnt Europa für Technologie-Konzerne und mittelständische Unternehmen der führenden Industrienationen wieder an Bedeutung als Produktionsstandort.
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Viele europäische Unternehmen sind aufgrund der Entwicklungen, die durch die Pandemie ausgelöst und durch die angespannte geopolitische Lage verstärkt wurden, zu Neubewertungen ihrer globalen Strategie gezwungen. In marktfernen Weltregionen angesiedelte Produktionsstätten, Lieferketten, die an geopolitischen Krisenherden entlanglaufen oder generell weite und damit teure Transportstrecken entpuppen sich immer mehr als Risikofaktoren.
Aus diesem Grund denken viele europäische Unternehmen darüber nach, Produktionen etwa aus Asien nach Europa zurückzuholen und so Lieferketten zu verkürzen und die Vorteile einer Nähe zum Markt und zu den Kunden zu nutzen. Unterstützung finden sie dabei auch in der Politik, und zwar sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. Zum Beispiel durch den von der Europäischen Kommission inszenierten ‚EU-Chip Act‘: Das neue Chip-Gesetz sieht Fördermaßnahmen in Höhe von 43 Milliarden Euro vor. Das ambitionierte Ziel der Europäischen Kommission lautet, den Anteil der europäischen Halbleiterproduktion bis 2030 auf 20 Prozent zu verdoppeln.
Möglich werden strategische Überlegungen zu einer Forcierung der Produktion in Europa überhaupt erst durch technologische Fortschritte in der Automatisierung. Technologien der Industrie 4.0, der Fortschritt bei den Anwendungen von Künstlicher Intelligenz und nicht zuletzt die stetig steigende Zahl von eingesetzten Industrierobotern ermöglichen es – so die Befürworter einer Rückverlagerung von Produktionen aus Fernost nach Europa –, konkurrenzfähig vor Ort zu produzieren. Dennoch ist es bei Weitem nicht die Mehrzahl der deutschen Unternehmen, die über Rückverlagerungen ihrer globalen Standorte nachdenkt. Nur knapp ein Fünftel der in klassischen Fertigungsländern produzierenden und in Deutschland aktiven Unternehmen erwägt diesen Schritt ernsthaft. C&A gehört dazu. Das Unternehmen lässt in Mönchengladbach Jeans nähen. CATL baut in Erfurt bald Batterien. Infineon produziert mehr und mehr Chips in Dresden.
Und es gibt auch Unternehmen, die ihre Produktionsstätten bewusst von Asien nach Europa verlagern. Etwa der japanische Roboterhersteller Yaskawa. Neben kurzen Transportwegen und Lieferkettensicherheit galt die Präsenz am wachsenden europäischen Markt als ein wichtiges Argument bei der Entscheidung, vor Ort, und zwar in Europa, zu produzieren.
Ob es bei den Industrienationen tatsächlich zu einer Art „Rolle rückwärts“, heraus aus den asiatischen oder lateinamerikanischen Fertigungsländern zurück nach Europa kommen wird, oder ob Unternehmen aus außereuropäischen Industrienationen verstärkt in Europa produzieren werden, werden erst die nächsten Jahre zeigen. Für einzelne Unternehmen scheint sich die Verlagerung der Produktion aber bereits jetzt zu rechnen.
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