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Während die vor gut fünf Jahren verlautbarte Meldung, dass der Duisburger Hafen (duisport) einen der Endpunkte der „Neuen Seidenstraße“ darstellen soll, zunehmend für Stirnrunzeln sorgt, lässt das Ergebnis einer aktuellen gemeinsamen Machbarkeitsstudie des duisports und des Rotterdamer Hafen aufhorchen.

Dritter im Bunde mit den beiden Häfen ist OCI Global, ein börsennotiertes Unternehmen und Weltmarktführer im Bereich Ammoniak, Methanol und Wasserstoff. Die Niederländer kooperieren bereits mit beiden Häfen, um zu zeigen, dass der geplante Wasserstoffkorridor zwischen Rotterdam und duisport in Ansätzen längst Realität ist und bei entsprechenden Investitionen gute Voraussetzungen bietet, um die hohe Nachfrage aus dem Industriecluster im Ruhrgebiet nach kohlenstoffarmem und erneuerbarem Wasserstoff zu decken.

Gewachsene Partnerschaft zwischen OCI Global und dem Rotterdamer Hafen

Die Partnerschaft zwischen OCI Global und dem Hafen von Rotterdam besteht bereits seit vielen Jahren, dokumentiert durch eine ganze Reihe von Initiativen zur Dekarbonisierung. So betreibt OCI Global das einzige Ammoniak-Importterminal im Rotterdamer Hafen und ist auf dem Weg, seine Durchsatzkapazität zu verdreifachen, um der steigenden Nachfrage nach Ammoniak als sauberem Brennstoff für schwer abbaubare Sektoren wie die Stahlindustrie gerecht zu werden. Darüber hinaus betreibt OCI ein Methanol-Importterminal und kündigte Anfang dieses Jahres zwei neue Partnerschaften für grünes Methanol im Rotterdamer Hafen an: mit Unibarge zur Entwicklung des weltweit ersten mit grünem Methanol von OCI HyFuels betriebenen Bunkerkahns mit Doppeltreibstoff und mit X-Press Feeder Lines zur Lieferung von grünem Methanol für ihre neu gebauten Methanolschiffe mit Doppeltreibstoff für gemeinsame Feeder. Beide Projekte werden 2024 in Betrieb genommen. Im vergangenen Monat bereits betankte OCI im Rotterdamer Hafen das weltweit erste mit grünem Methanol betriebene Containerschiff der Reederei A.P. Moller – Maersk mit grünem Methanol.

Nachfrage in NRW nach kohlenstoffarmen Energieträgern wird massiv steigen

In der eingangs erwähnten Machbarkeitsstudie wird hervorgehoben, dass in Nordrhein-Westfalen bis zum Jahr 2045 ein deutlicher Anstieg der Nachfrage nach kohlenstoffarmem Wasserstoff auf mehr als drei Millionen Tonnen pro Jahr erwartet wird. Auch die Nachfrage nach Methanol werde mit mehr als zweieinhalb Millionen Tonnen pro Jahr deutlich steigen. Sowohl duisport als auch der Rotterdamer Hafen wollen deshalb stärker zwischen Politik und Wirtschaft vermitteln, um Angebot und Nachfrage besser aufeinander abzustimmen und notwendige Investitionen und Subventionen zu beschleunigen. Unterstützt werden sie dabei von der von duisport mitbegründeten Wasserstoff-Initiative „Hy.Region.Rhein.Ruhr e.V.“, der sich nun auch der Rotterdamer Hafen angeschlossen hat.

Wasserstoffketten in Gang bringen

Um die erwartete Nachfrage decken zu können, müssen geeignete Flächen bereitgestellt und die entsprechende Infrastruktur ausgebaut werden. Die Studie betont, dass die erste Wasserstoffpipeline zwischen den beiden Häfen bis 2027 fertiggestellt werden sollte, um die wachsende Nachfrage nach grünem Wasserstoff in Nordrhein-Westfalen mittelfristig zu decken. Wasserstoffderivate-Pipelines und Pipelines für den Export von Kohlendioxid sollen folgen. Wie bisher sollen auch die Binnenschifffahrt und der Schienenverkehr einen wesentlichen Beitrag leisten, um die Wasserstoffketten in Gang zu bringen und die ersten Importe zu ermöglichen. Laut der Studie können letztlich aber nur mehrere Wasserstoff-Pipelines den Bedarf in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus decken.

Der größte Seehafen Europas – der Rotterdamer Hafen – und der größte Binnenhafen der Welt – duisport – sind bereits seit Jahrzehnten durch Schienen-, Binnenschiffs-, Lkw- und Pipelineverbindungen miteinander verbunden. Die bestehende Zusammenarbeit wurde im vergangenen Jahr erst durch eine Absichtserklärung zur Digitalisierung und Energiewende erweitert, um gemeinsam die Möglichkeiten für Transporte von grünem Wasserstoff, Methanol und Ammoniak auszuloten.

Kooperation als Schlüssel zur Energiewende

Rotterdams Vizebürgermeister Robert Simons: „Die Beziehung zwischen dem größten Binnenhafen duisport und dem größten Seehafen Rotterdam zeigt, wie wichtig die Zusammenarbeit bei der Energiewende für die Industrie in Nordwesteuropa ist.“ Und duisport-CEO Markus Bangen ergänzt: „Wir wollen Anbieter, Nutzer und politische Akteure an einen Tisch bringen, um konkrete Lösungen für einen nachhaltigen Weg der Wasserstoffproduktion und -nutzung zu entwickeln. So leisten wir einen wirkungsvollen Beitrag zur Aktivierung des Marktes und zur Beschleunigung der Energiewende.“

Impulse einer Schlüsseltechnologie

Auch Martin Murrack, Duisburgs Stadtdirektor und zuständiger Dezernent für den Hafen, sieht ausschließlich Vorteile: „Mit der Beteiligung an diesem weiteren Wasserstoffprojekt stellt der Duisburger Hafen einmal mehr eindrucksvoll seine Innovationskraft und Ausstrahlung unter Beweis. Nirgendwo ist der Strukturwandel von einer von Kohle und Stahl dominierten Schwerindustrie hin zu einer grünen Technologie so spürbar und dringlich wie hier im Ruhrgebiet. Deshalb ist es für Duisburg besonders wichtig, dass von hier aus entsprechende Impulse dieser Schlüsseltechnologie ausgehen, um den Weg zur Dekarbonisierung von Wirtschaft und Industrie zu unterstützen.“

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