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Das Stromversorgungssystem in Deutschland wird dezentraler. 25,8 Prozent des deutschen Stromverbrauchs wurden 2014 von erneuerbaren Energieträgern gedeckt, wie der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) bilanziert. Biomasse-, Windenergie- und Photovoltaikanlagen sind in kleineren Leistungsgrößen über das ganze Land verteilt.

Doch auch die konventionelle Kraftwerkstechnik wird immer dezentraler. Heute stehen durch die Entwicklung von Mikro-Gasturbinen und Sterling-Motoren Blockheizkraftwerke, die Strom und Wärme gleichzeitig produzieren können, auch in so kleinen Modulgrößen zur Verfügung, dass sie für die Energieversorgung einzelner Gebäude eingesetzt werden können. "Stromerzeugende Heizung" nennt die BHKW-Branche diese Technik. Ihre Entwicklung könnte noch einen großen Schub bekommen, wenn Brennstoffzellen-Heizgeräte, an denen die Hersteller seit vielen Jahren arbeiten, in größerem Umfang serienreif würden.

Der Einsatz dezentraler Kraftwerke verändert die Stromversorgung technisch und energiewirtschaftlich: Immer mehr Stromeinspeisung findet nicht mehr auf der Hochspannungsebene, sondern im Verteilnetz statt. Dieses ist dafür bisher aber nicht ausgelegt – es sollte ja nur den Strom, der von den Hochspannungsnetzen kommt, weiterverteilen – und muss dafür erst technisch ausgerüstet werden, etwa mit regelbaren Ortsnetztrafos.

Bei der Lösung dieses Problems misst B.KWK-Geschäftsführer Wulf Binde auch virtuellen Kraftwerken (VK) große Bedeutung zu.

"Durch die Bündelung in VK kann eine stromorientierte Fahrweise von KWK-Anlagen realisiert werden",

"Wenn Strom im Netz benötigt wird und die Wärme der KWK-Anlagen genutzt oder eingespeichert werden kann, können die Anlagen gemeinsam zur Stromproduktion aufgerufen werden." Bei zu hoher Einspeisung würden die Anlagen gedrosselt oder abgefahren und die Wärmeverbraucher aus den Speichern versorgt werden.

Virtuelle Kraftwerke und Speicher gehören zu den Trendthemen der Energy 2015. Die internationale Leitmesse für Energie und Umwelttechnologien im Rahmen der HANNOVER MESSE präsentiert neue Produkte und Dienstleistungen für die Transformation der Energiesysteme. Mit über 40 Herstellern von KWK- und KWKK-Anlagen ist der Gemeinschaftsstand "Dezentrale Energieversorgung" ein Highlight der Energy. Tägliche Podiumsdiskussionen beleuchten dort die wirtschaftlichen Potenziale dezentraler Energieversorgung und deren politische Rahmenbedingungen.

Auch Contracting-Anbieter sind im Themenpark präsent. Die Dienstleister errichten und betreiben PV-Anlagen, elektrische Speicher und BHKW-Module im Auftrag von Firmen oder Wohnungsbaugesellschaften. Außerdem sorgen sie für einen einwandfreien Betrieb der Technik, vermarkten Stromüberschüsse und kaufen fehlende Energiemengen zu.

Durch die dezentrale Stromproduktion werden nicht nur die überregionalen Netze entlastet, sondern auch die Effizienz des Gesamtsystems gesteigert, wenn Strom und Wärme in Kraft-Wärme-Kopplung produziert werden. Denn hierbei wird die Energie, die im Brennstoff steckt, bestmöglich ausgenutzt. Je nach Anlagengröße sind elektrische Wirkungsgrade von knapp 43 Prozent und ein Gesamtwirkungsgrad bis 96 Prozent möglich. Basis dafür ist eine genaue Planung des energetischen Gesamtsystems, damit die Versorgungsanlage so gut wie möglich an den Bedarf des Kunden an Wärme und Strom angepasst ist.

Laut Sabine Gores vom Öko-Institut steigt der Absatz von fossilen BHKW seit Jahren "kontinuierlich, aber nicht explosiv". Gedämpft werde die Entwicklung u.a. durch die anteilige Belastung des selbst genutzten Stroms seit der EEG-Novelle 2014. Ein aktuelles Prognos-Gutachten für die Bundesregierung sieht vor allem in der Industrie ungenutzte KWK-Potenziale. Für Anlagen der Objektversorgung und der Industrie hänge die Wirtschaftlichkeit jedoch stark von der Stromeigennutzungsquote und den Strombezugskosten ab, so Prognos. Von Strom- und Energiesteuer sowie der EEG-Umlage befreite energieintensive Unternehmen wiederum bezögen den Strom so günstig, dass sich Investitionen in größere KWK-Anlagen kaum rentieren, so Prognos.

Nach Ansicht von Heinz Ullrich Brosziewski, Vizepräsident des B.KWK, muss ein Umdenken in der Industrie stattfinden: "Kapitalrückflusszeiten von zwei Jahren gibt es in diesem Bereich praktisch nicht. Die Regel ist, dass man schon zwischen vier und sieben Jahren braucht, bis man die klassische statische Amortisation einer vernünftigen hocheffizienten KWK-Anlage durchlaufen hat."