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Für wenige Dinge hat der Verbraucher keine Alternative: Um den Mobilfunkvertrag buhlen selbst Discounter, es gibt unzählige Versicherungsanbieter und jedes Produkt lässt sich bei x-beliebig vielen Händlern auf unterschiedlichstem Weg beziehen. Nur beim Strom ist es nicht so einfach. Zwar gibt es auch hier viele Anbieter auf dem Markt, aber die Lieferung erfolgt nach wie vor durch den örtlichen Anbieter. Wer privat eine Solaranlage auf dem Dach hat oder als Unternehmen überschüssige Energie loswerden möchte, kann zwar Strom ins Netz einspeisen – aber ein direkter Abnehmer lässt sich nicht bestimmen. Bis jetzt.

Denn mit der sogenannten Blockchain-Technologie könnten zumindest die Abrechnungswege über die Stromkonzerne überflüssig werden. Die Technologie fußt auf der Weisheit der Masse: Nicht mehr nur ein Anbieter vermittelt Angebot und Nachfrage, überprüft Daten und sorgt für den Austausch von Ware und Geld, sondern alle Beteiligten eines Systems machen das gleichermaßen. Auf allen Rechnern, die sich zu einer sogenannten Blockchain zusammenschließen, findet sich im Prinzip eine endlos lange Datei (Chain), in der alle Informationen gespeichert sind. Kommen neue Daten hinzu (Block), werden sie auf allen Rechnern gleichermaßen gespeichert.

Dezentral ist sicherer

Das macht das dezentrale System sehr sicher vor Angriffen und Manipulation von außen, denn nicht ein zentraler Server liefert Informationen, sondern die Daten der gesamten Ketten verifizieren eine Transaktion. Das bedeutet: Es muss keinen Mittelsmann mehr geben, keine Abrechnungsstelle – und niemanden mehr, der an der Transaktion mitverdient.

Mithilfe der Blockchain kann theoretisch jeder Stromerzeuger selbst für den Vertrieb sorgen: lokal, also direkt beim Nachbarn, oder auf größerer Ebene, ganz nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Das Beratungshaus PwC attestiert der Technologie in einer Studie vielfältige Einsatzmöglichkeiten im Energiesektor: Das Ablesen, Abrechnen oder auch die Dokumentation über einen eigenen Anbieter werden demnach mit Blockchain überflüssig. Denkbar sind neben dezentral gesteuerten Transaktions- und Energieliefersystemen auch die Dokumentation des Zustands von Anlagen, zum Beispiel von Smart Metern oder Photovoltaik-Installationen. Dank der dezentralen und manipulationssicheren Speicherung der Transaktionsdaten sind auch Echtheitsnachweise für Strom aus erneuerbaren Energien oder CO2-Zertifikate eine Option.

Der Verbraucher nimmt den Vertrieb selbst in die Hand

In New York ist das Modell bereits Realität. Seit April beliefern sich dort immerhin zehn Nachbarn gegenseitig mit Solarstrom vom Hausdach. Und auch in Berlin gibt es erste erfolgreiche Projekte . Verbraucher könnten sich mit der Technologie ihren Strom ganz individuell zusammenstellen. Morgens Solar-Ökostrom vom Nachbarn, mittags Wasserkraft vom lokalen Energieversorger, nachts Windenergie aus der Region. Mit Unterstützung einer App ließe sich das auch automatisieren: "Sie erfasst, wie viel Energie ich aus Solar- und anderen Erzeugungsanlagen oder Batteriespeichern in meiner Nähe beziehen kann. Den Rest liefert mir mein Versorger", erklärt Tobias Federico , Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Energy Brainpool.

Eine totale Anarchie auf dem Strommarkt wird es auf absehbare Zeit aber wohl nicht geben. Laut PwC seien noch zahlreiche regulatorische Fragen ungeklärt. Beispielsweise sei offen, wer in einem Blockchain-Transaktionsnetz die Messstellen betreibt, wer eine Zulassung als Stromlieferant erhält und als Bilanzkreisverantwortlicher zugelassen wird.

Zentral ist auch die Frage, wie in einem solchen System die Versorgungssicherheit und der Schutz der Daten sichergestellt werden kann.

Keine umständlichen Verträge mehr

Für einen kleinen Teil der Energieversorgung ist Blockchain aber durchaus als Lösung relevant: Für Autofahrer, die ihr E-Mobil an Stromzapfsäulen ohne Bedienpersonal auffüllen, ist die Blockchain eine einfache und sichere Lösung, ihre Rechnung zu begleichen . Mittels sogenannter "smart contracts", also automatisierten Verträgen, kann die Blockchain die Kommunikation zwischen dem Wagen und der Ladesäule bei jedem Ladevorgang individuell regeln. So muss vorab kein umständlicher Vertrag mit einem lokalen Stromanbieter geschlossen werden. Dank der Blockchain-Technologie wird völlig autonom bei jedem Ladevorgang das Vertragliche im Hintergrund automatisch abgewickelt und so das Laden spontan und überall möglich. Und das dürfte der E-Mobility einen deutlichen Zuwachs verschaffen.

Die weltgrößte Messe für vernetzte und sichere Energie- und Mobilitätstechnologien bildet die energiewirtschaftliche Wertschöpfungskette im Zusammenhang ab. Der Energiemarkt der Zukunft – auf der Energy ist er zu sehen.