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Digitale Plattformen stehen für Wachstum und Innovation. Sie verbinden User, Märkte, Händler und Kunden – und verändern ganze Branchen. Kein Wunder, dass fünf der zehn wertvollsten Unternehmen der Welt Anbieter digitaler Dienstleistungen sind . Apple, Google, Amazon, Facebook und Microsoft beherrschen den Markt und machen es Konkurrenten unmöglich, sie zu verdrängen. Unmöglich? Nein! Einige Technologiekonzerne hören nicht auf, den großen Playern Widerstand zu leisten – und ihre eigene industrielle Plattformökonomie zu entwickeln.

Mit einem "Android der Industrie 4.0", einer einheitlichen, dominanten Software-Plattform, die Prozesse in Logistik und Produktion miteinander verknüpft, sollen Geräte und Anwendungen des Internets der Dinge (Internet of Things, kurz IoT) mit Datennetzwerken verbunden werden. Es gibt bereits zahlreiche Lösungen für industrielle IoT-Plattformen, am weitesten entwickelt ist derzeit die Plattform "Predix" von General Electric (GE) , dem US-amerikanischen Konkurrent von Siemens. Zahlreiche große Kunden wie Eon oder BP nutzen die Lösung von GE. Damit lassen sich industrielle Geräte aller Art verknüpfen und durch Echtzeit-Betriebsdaten zentral überwachen, steuern und analysieren.

Viele wollen ein Stück vom Kuchen

BP beispielsweise kontrolliert so seine Bohr-Plattformen weltweit. Hinter Predix steckt ein Open-Source-Ansatz, ähnlich wie bei Googles mobilem Betriebssystem Android, und erlaubt dadurch nicht nur die Verknüpfung firmeneigener Geräte, sondern ist kompatibel mit Produkten anderer Hersteller. Aber GE ist keineswegs allein mit seiner Lösung Die Kampfansage vom Konkurrenten Siemens aus Deutschland heißt Mindsphere . Mit seinem ebenfalls offenen, cloudbasierten IoT-Betriebssystem hat der Konzern eine kostengünstige Alternative zum amerikanischen Pendant entwickelt. Siemens wirbt damit, dass Hersteller genau analysieren können, wann, wo und wie ihre Produkte genutzt werden, um sie so besser auf Kundenanforderungen zuschneiden zu können. Während GE mit Predix möglichst alle Branchen bedienen möchte, konzentriert sich Siemens allerdings auf Industrie, Energie und Medizintechnik.

Keine Frage der Größe

Kampflos wollen die anderen Anbieter der Branche den beiden Platzhirschen aber den Kuchen nicht überlassen. Mit Watson IoT schickt IBM einen weiteren Kandidaten ins Rennen. Dabei ist diese Lösung vor allem bei Entwicklern beliebt, die auf der Plattform eigene IoT-Anwendungen implementieren können. Mit Tools zur Analyse, zum Gerätemanagement, zur Datenspeicherung und einigem mehr bieten die IoT-Suites von Bosch und Micosoft (Azure) ebenfalls interessante Alternativen. Und auch Start-Ups rangeln um einen Platz an der Spitze: Axoom ist das neueste Projekt des Laser-Blechschneidemaschinen Herstellers Trumpf. Mit seiner IoT-Plattform verbindet das Start-Up aus Karlsruhe unterschiedlichste Maschinen, integriert die Prozessabläufe und bietet durch Live-Daten die Möglichkeit zur Echtzeit-Analyse. Bei Trumpf beispielsweise lässt sich so die Auslastung der Schneidemaschinen für Bleche optimieren. Die Anwendung ist offen, kann also Maschinen anderer Hersteller einbinden, und ist durchaus konkurrenzfähig im Kampf der Tech-Giganten.

Die Liste an IoT-Plattformen lässt sich fast beliebig verlängern. Die wesentliche Frage ist allerdings, ob sich – ähnlich wie bei Facebook im Social Web – ein Standard durchsetzen wird, der den Großteil der Nutzer an sich bindet. Zu unterschiedlich sind die Ansätze der Unternehmen, zu vielfältig das industrielle Internet. Die Mischung aus Märkten, Geschäftspraktiken und Standards weltweit macht es schwierig, ein "Android der Industrie 4.0" zu etablieren. Womöglich wird in diesem Fall das "The Winner takes it all"-Prinzip nicht greifen und stattdessen wird es – wie bei Android und iOS – zwei nebeneinander existierende Anbieter geben. Experten vermuten, dass es noch mindestens fünf Jahre dauern wird, bis sich eine Dominanz herauskristallisieren könnte. Das Rennen ist also noch lange nicht vorbei, die USA an Europa und Deutschland noch nicht vorbeigezogen.

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