KWKK in der Industrie: ein Fall für kühle Rechner!
Die Energy 2017 mit wertvollen Tipps: Betriebe, die viel Wärme produzieren und große Anlagen oder Hallen kühlen müssen, sollten z.B. über Sorptionskälte nachdenken.
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Was haben Kasein und Molke mit der Energy zu tun? Im Jahr 2017 so einiges: Zwei große Aussteller der Messe können einen führenden Hersteller von milch- und molkenbasierten Erzeugnissen als Musterbeispiel für den industriellen Einsatz von KWKK vorführen. Per Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung lassen sich Strom, Wärme und Kälte in einem gekoppelten hocheffizienten Prozess erzeugen.
Das Beispiel im Detail: Für eine vollautomatisierte Kaseinanlage, modernste Filtrationsanlagen und eine Walzentrocknung werden neben Strom und Warmwasser auch Dampf mit einer Leistung von 780 kg/h bei 11 bar und eine Kälteleistung von 450 KW bei einer Vorlauftemperatur von 6 °C für die komplexen Produktionsprozesse benötigt. Der Auftrag, diese wirtschaftlich, sicher und bestmöglich aufeinander abgestimmt abzudecken, ging an den Blockheizkraftwerkhersteller 2G Energy AG. Rund um ein BHKW mit einer elektrischen Leistung von ca. 1.500 kW wurde ein angepasstes Konzept der Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung (KWKK) entwickelt. Zentrale Bestandteile neben dem BHKW sind ein abgasbeheizter Dampferzeuger, eine Warmwassererzeugung mit 950 kW Leistung, ein Warmwasserspeicher mit 100 m3 Volumen und nicht zuletzt eine Absorptionskälteanlage von Johnson Controls.
Ulrich Brinkmann, Branch Manager HVAC Deutschland bei der Johnson Controls Systems & Service GmbH in Essen, sieht nicht nur in der Lebensmittelindustrie ein großes, bislang ungenutztes Potenzial für Effizienzsteigerung: "KWKK-Lösungen bieten immer dann wirtschaftliche Vorteile, wenn neben einem hohen spezifischen Stromverbrauch auch ähnlich hohe Kühllasten im Ganzjahresbetrieb anstehen. Diese Vorteile steigen analog zur Anlagenlaufzeit. Das gilt auch für viele andere Einsatzgebiete, wie z.B. Rechenzentren."
Laut Dr. Klaus Ramming von der Kulmbacher AGO AG rechnen sich Sorptionskältemaschinen ab 7.000 Betriebsstunden. Bei der Investitionsentscheidung stehe die Abwärmenutzung stärker im Vordergrund als die Primärenergieeinsparung, so Ramming auf einer Podiumsdiskussion der Energy 2016: „Ein Betrieb, der seine Abwärme wirtschaftlich direkt nutzen kann, sollte das auch tun. Industrieunternehmen, denen ihre Wärme nicht direkt nutzt, sollten ernsthaft über Sorptionskältemaschinen nachdenken.“ Für Betriebe, die 150 KW Kälteleistung oder mehr benötigen, ist KWKK nach Ansicht von Ramming wirtschaftlich.
Auf der Integrated Energy Plaza wird die industrielle Wärmenutzung als Teil des künftigen Energiesystems gezeigt, am benachbarten Gemeinschaftsstand Dezentrale Energieversorgung stehen die Technologien dafür zur Schau. Die Anbieter von KWK-Anlagentechnik (BHKW, Gas- bzw. Dampfturbinen), Sorptionskältemaschinen und virtuellen Kraftwerken sowie Anlagen zur Abwärmenutzung (z.B. ORC) stellen hier aus.
Auch die Software und das Know-how zum effizienten Umgang mit Strom und Wärme finden sich in Halle 27: Im EnergyEfficiencyCenter, dem Kompetenzzentrum für Energieeffizienz , informieren sich Messebesucher über Einsparmöglichkeiten durch Effizienztechnologien und Dienstleistungen sowie Best-Practice-Beispiele. Energieberatung, Contracting, Gebäudetechnik (Kälte, Klima, Lüftung, Licht), Strommanagement und Ressourceneffizienz sind Themen im Fachforum, das von der DENEFF, dem VDI Zentrum Ressourceneffizienz, der KEA Baden-Württemberg und dem Business Angels Netzwerk Deutschland organisiert wird. Berater, Dienstleister und Technologieanbieter demonstrieren, wie durch Energieeinsparungen Kosten gesenkt, Energie günstig eingekauft und effizient genutzt werden kann. Sie treffen auf Unternehmen wie econ solutions, ifu Hamburg und Averem Verfahrenstechnik.
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