Wie Digital Twins die Industrie revolutionieren
Wenn physische und digitale Welt verschmelzen, werden Digital Twins geboren. Sie haben das Zeug, Wirtschaft und Gesellschaft für immer zu verändern.
18. Okt. 2016Teilen
Bei seiner Entstehung verbinden sich zwar keine Zellkerne, aber immerhin Ideen: Immer öfter bekommen physische Produkte einen digitalen Zwilling. Er wird mit der Produktidee geboren, dient bei der Fertigung als virtuelle Vorlage, wächst danach im Produktentstehungsprozess weiter mit und bleibt über den gesamten Lebenszyklus untrennbar mit ihm verbunden. Industrie 4.0, Automation, Big Data und das Internet der Dinge machen’s möglich.
Für die Industrie steckt in den digitalen Abbildern realer Produkte – vom Mikrochip bis zum Luxuskreuzfahrtschiff – ein riesiges Potenzial. Statt teurer Prototypen und langwieriger Versuchsketten lassen sich mit Digital Twins allerhand Szenarien innerhalb kürzester Zeit durchspielen, Lösungsstrategien entwickeln und verwerfen, Verbesserungsmöglichkeiten ausloten und umsetzen. So lassen sich etwa Services entwickeln und verkaufen, bevor sie der Kunde überhaupt nachfragt.
Altern auf Knopfdruck
Ein Beispiel: "Predictive Maintenance", vorausschauende Wartung. Dazu erfassen Sensoren an Maschinen im Einsatz laufend Kontrollwerte und schicken sie in die Cloud. Beim Hersteller laufen diese Daten zusammen und er errechnet Verschleißwerte, insbesondere Belastung oder Verbrauchszyklen. So können Wartungen frühzeitig beauftragt und teure Reparaturen vermieden werden.
Digital Twins heben dieses Verfahren auf ein neues Level. Denn die virtuellen Kopien der physischen Maschinen erlauben ein wesentlich besseres Verständnis der gesammelten Daten und eine viel genauere Vorhersage. Zeit etwa spielt in der digitalen Welt keine Rolle. Wenn nötig, simuliert der Computer einige tausend Betriebsstunden mehr oder ändert die Klimabedingungen des Einsatzortes.
Auf diese Art lassen sich nicht nur Vorhersagen treffen, wann Verschleißerscheinungen auftreten werden, sondern auch wie sie in verschiedenen Szenarien am schnellsten behoben werden können. So verknüpft etwa der Softwarehersteller SAP mit seinem "Asset Intelligence Network" Prozesse und Systeme auf Automatisierungsebene, zudem lässt sich jedes Gerät während des Betriebs vom Netzwerk aus ansteuern und mit Konfigurations- oder anderen Daten versorgen.
Ausfallzeiten aufs Minimum reduziert
Der durchgängige Lösungsansatz führt zu einer höheren Verfügbarkeit der Produktionsanlage. Ersatzteile lassen sich schneller beschaffen. Weil deren jeweilige Struktur und Geometrie zur Verfügung stehen, können sie darüber hinaus auch rascher repariert werden. Unter dem Strich gibt es weniger ungeplante Ausfälle.
Aber Digital Twins kommen sogar noch früher zu Einsatz. Mit Hilfe von Simulationen bildet beispielsweise der Maschinenbauer
Digital ist günstiger und schneller
Enormes Sparpotenzial bieten Digital Twins
Das digitale Modell ist dabei weit mehr als eine bloße 3D-Darstellung: Big Data und das Internet der Dinge ermöglichen es, eine Vielzahl von Informationen zu Produkten zusammenzufügen und ein realistisches Abbild zu schaffen.
Im sicheren Hafen
Dabei beschränkt sich die Anwendung keineswegs auf den Produktionsbereich. General Electric (GE) stattet
Dazu bedarf es eines Digitalen Zwillings, der im sicheren Hafen eines Rechenzentrums vor Anker liegt und lediglich mit digitalem Gegenwind rechnen muss. Mit ähnlicher Software verwaltet GE bereits Daten von Windrädern, Bohrinseln oder auch von Flugzeugen. Auf einem Flug von Frankfurt nach London sammelt jedes Triebwerk zwischen einem und zwei Terabyte Daten, die es per Satellit an die Zentrale überträgt. Das digitale Abbild stellt die Informationen in Echtzeit dar. Lässt sich dabei eine mögliche Beeinträchtigung erkennen, kann das Wartungspersonal bereits mit dem passenden Ersatzteil am Zielflughafen bereit stehen, wenn der echte Flieger landet.
Digital Twins auf der HANNOVER MESSE
Virtuelle Abbilder bilden auch auf der HANNOVER MESSE ein zentrales Thema und finden sich in zahlreichen Bereichen wieder. Etwa im Rahmen der Leitmesse
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