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In Produktion und Logistik lösen Maschinen zunehmend den Menschen ab, das ist nicht neu. Die Möglichkeiten, die heute vernetzte Automaten und autonome Roboter bieten, verschieben immer mehr Berufe auf die Liste der bedrohten Arten. VW beispielsweise hat angekündigt, in großem Umfang Menschen durch Roboter zu ersetzen . Diese Veränderung liegt natürlich im Interesse der Aktionäre und des Managements, deren Ziel es ist, Kosten zu senken. Ein verständliches Kalkül, wenn eine "menschliche" Arbeitsstunde bei rund 40 Euro liegt, eine Roboter-Stunde lediglich bei drei bis sechs Euro. Doch auch Arbeitnehmer können sich mit diesem Wandel arrangieren, wenn Mitarbeiter nicht entlassen werden und belastende Tätigkeiten wegfallen. Wenn Roboter zum Beispiel die Aufgaben übernehmen, die eine immer älter werdende Belegschaft nicht mehr erledigen kann. Wird allerdings in Zukunft menschliche Arbeitskraft rigoros immer dort durch Maschinen ersetzt, wo es möglich ist, scheint eine Art Apokalypse der menschlichen Arbeit zu drohen.

Doch vieles weist darauf hin, dass es nicht ganz so schlimm kommen wird und die Arbeitswelt mit der Digitalisierung lediglich in einen Transformationsprozess eintritt. An dessen Ende könnten einige Berufe verschwunden, andere aber neu entstanden sein. Und viele werden sich verändert haben – wie bereits zu Zeiten der Industrialisierung. Die Kunst wird es nun sein, die Chancen auf Kreation neuer Arbeit zu nutzen.

Zwei Antworten auf eine veränderte Arbeitswelt: Qualifikation …

Ein typisches Szenario in der Industrie 4.0: Autonom agierende Transportroboter übernehmen die Tätigkeit der Lagerarbeiter. Dem steht ein wachsender Bedarf an höher qualifizierten Mitarbeitern gegenüber, die in der Lage sind, derartige Systeme einzurichten, zu betreuen und zu warten. Arbeitsplätze, die auf der einen Seite wegfallen, lassen also an anderer Stelle neue entstehen. Für diese anspruchsvollen Aufgaben müssen Unternehmen ihre Mitarbeiter in der Intralogistik weiterbilden - und diese das Konzept des lebenslangen Lernens mit Leben füllen. Gleiches gilt für die Produktion.

… und Kollaboration

Die neuen Technologien können allerdings auch dabei helfen, menschliche Arbeit zu erhalten. Je intuitiver etwa die Mensch-Maschine-Schnittstellen in Produktion und Logistik gestaltet sind, desto geringer ist der Qualifikationsbedarf für den Anwender. Aktuelle Trends in der Entwicklung kollaborativer Roboter gehen tatsächlich in diese Richtung. Sawyer und Baxter etwa, zwei Roboter des US-Herstellers Rethink Robotics . Der 2012 vorgestellte Baxter und der neue Sawyer sind humanoide Maschinen, die mit Menschen zusammen an einer Produktionslinie arbeiten. Sie werden vor Ort für ihre Aufgaben von dem Mitarbeiter angelernt, den sie unterstützen sollen. „Das senkt die Barriere beim Menschen. Man muss kein Experte sein. Wer ein Mobiltelefon benutzen kann, kann auch diese Roboter bedienen“, sagt Brian Benoit, Produktmanager bei Rethink Robotics.

Schafft die Automatisierung Arbeitsplätze?

Und noch etwas wird an diesem Beispiel deutlich: Ein großer Teil der Automatisierung in der vierten industriellen Revolution wird kollaborativ sein und den Menschen nicht ersetzen, sondern unterstützen. Arbeitsplätze, so die Meinung vielerorts, würden dadurch nicht bedroht, sondern könnten sogar neu geschaffen werden. Auch in Hochlohnländern wie Deutschland existieren in den Branchen, die in der Vergangenheit auf Robotik und Automatisierung gesetzt haben, noch Arbeitsplätze. Ein Beispiel ist die Automobilindustrie. In den USA wurden in den vergangenen Jahrzehnten ebenfalls viele Stellen abgebaut, weil Unternehmen ihre Produktion ins Ausland verlegten. Heute versuchen sie, die Produktion wieder zurückzuholen, um neue Arbeitsplätze zu schaffen. Dabei setzen Unternehmen auf Roboter und Automatisierung. Diese Beispiele zeigen: Die Qualifikation der Mitarbeiter ist entscheidend. "Eine der größten Herausforderungen ist derzeit, die Qualifikationslücke zu schließen, um Stellen zu besetzen", sagt Jeff Burnstein, Vorsitzender der Association for Advancing Automation (A3) . Einer aktuellen Studie seiner Organisation zufolge, die auf Zahlen der US-Behörde Bureau of Labor Statistics beruht, wachse die US-Robotik-Industrie beträchtlich. Gleichzeitig steige die Beschäftigungsquote.

Hochqualifizierte: Neue Wissensgebiete erschließen

Doch nicht nur im Bereich der geringqualifizierten Arbeit klafft die Qualifikationslücke. Auch Ingenieure müssen sich neuen Wissensgebieten wie der IT öffnen. Die Ausbildung hinkt dieser Entwicklung noch hinterher. Eine Ausnahme in Deutschland: die Universität Ulm. Sie bietet seit dem Wintersemester 2015/2016 die berufsbegleitenden Master-Studiengänge "Business Analytics" und "Sensorsystemtechnik" an, die sich detailliert mit Fragestellungen der Fabrik 4.0 auseinandersetzen. Ziel von "Business Analytics" ist es, umfangreiche Datenvolumen mit geeigneten Methoden der Informatik, der Mathematik und der Betriebswirtschaftslehre zu untersuchen. So sollen sich bessere Entscheidungen hinsichtlich des Geschäftsmodells, der Produktinnovationen und im operativen Management treffen lassen. Das Kernthema des Studiengangs "Sensorsystemtechnik" behandelt eine der Schlüsseltechnologien der Industrie 4.0: Daten aus zahllosen Sensoren, die in der intelligenten Fabrik zum Einsatz kommen, werden gebündelt und dem Nutzer aufbereitet zur Verfügung gestellt.

Wissen dieser Art ermöglicht es Unternehmen, neue Wertschöpfungspotenziale zu nutzen. Maschinenbau-Unternehmen etwa entwickeln so heute schon neue, digitale Geschäftsmodelle und bieten selbstentwickelte Software-Analysetools an, mit deren Hilfe die Nutzer ihre Maschinen vorausschauend warten können. Auch eine Voraussetzung, um Arbeitsplätze zu sichern.

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